BWL – ja ja, ich hab´s auch durchgezogen. Ein klassisches Studium von BWL und VWL, also Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre, was zusammengenommen unter der Bezeichnung „Wirtschaftswissenschaften“ lief. Doch sind Alternativen zu BWL vielleicht die passendere Variante?
Wirtschaftliche Zusammenhänge waren schon lange für mich interessant, und zudem galt das Studium als Eintrittskarte in die damit verbundene Berufswelt.
Nur was nutzt einem eben dieses Studium der BWL und VWL, wenn man als Gründer irgendwann vor der Aufgabe steht, ein komplett neues Unternehmen aus dem Boden zu stampfen, anstatt in irgendeinem Konzern herumzumanagen?
Zunächst mal: Studieren ist ganz grundsätzlich eine geile Sache – aus verschiedenen Gründen, die ich hier mal außen vor lasse. Ich hab´ auch noch nie jemanden gehört, der das bestreitet. Doch rein inhaltlich sehe ich das klassische Studium gerade der BWL aus Gründersicht unter zwei Aspekten eher zweifelhaft:
BWL bringt wissenschaftliche Theorie statt anwendbares Praxiswissen
Hat man ein betriebswirtschaftliches Studium hinter sich, mag sich die Vorstellung vom Aufbau des eigenen Unternehmens als ziemlich komplexe Angelegenheit darstellen. Denn die meisten Inhalte der BWL sind ziemlich wissenschaftlich-theoretisch gehalten.
Ist ja auch nachvollziehbar, schließlich ist man an der Universität, die einem wissenschaftlichen Anspruch gerecht werden will. Selbst im Marketing wurden wir bombardiert mit einer abstrakten Powerpoint-Präsentation nach der anderen.
Nur Gründern hilft das theoretische Wissen von unterschiedlichesten Kostenrechnungsmodellen oder Produktionswirtschaft kaum weiter. Praktikables Wissen hinsichtlich Gründungskonzepte und Arbeitsmethoden ist hier eher gefragt.
Das findet man aber normalerweise nicht in den BWL-Schinken, sondern komplett abseits der Uni. Klar, Bücher wie „Rework“, „Tipping Point“ oder „Die 4-Stunden-Woche“ halten wissenschaftlichen Kriterien kaum Stand, aber hätte ich diese während des Studiums in die Finger bekommen, wären schnell einige Fragen geklärt gewesen.
Orientierung der BWL am klassischen Großunternehmen
Für Startups geht es in der Anfangsphase erstmal darum, überhaupt ein Geschäftsmodell auf die Beine zustellen, mit dem erste Umsätze in die Kasse fließen. Oder es geht darum, externes Kapital zu akquirieren, das den Start überhaupt erst ermöglicht.
Die BWL an der Uni orientiert sich jedoch zumeist am klassischen Großunternehmen. Und dort steht das Geschäftsmodell in der Regel, es geht also mehr um vorhandene Strukturen.
In Sachen Finanzierung wird zwar über Investition und Finanzierungstheorien schwadroniert, wie es aber beispielsweise konkret im Venture-Capital-Bereich läuft, oder was es mit dem Bootstrapping auf sich hat, spielt fast keine Rolle.
Genauso gibt es zwar Unternehmenskommunikation und Marketing – zwei Disziplinen, die für Gründer grundsätzlich sehr nützlich sein können. Nur lerne ich da nicht, welche PR-Methoden mein Startup nach vorne bringen, oder wie man mit kleinem Marketing-Budget Neukunden gewinnt.
Es gibt sicher Ausnahmen wie BWL-Professor Faltin mit seinem – ich nenne es mal – Gründer-Standardwerk „Kopf schlägt Kapital„, doch in der Breite findet sich doch die große weite Welt der Großunternehmen, Beratungen und Konzerne widergespiegelt.
Alternativen
Alles in allem ist in meinen Augen ein komplettes klassisches Studium der BWL für angehende Gründer nicht wirklich erforderlich. Als totales Greenhorn hingegen würde ich aber auch nicht starten wollen.
Welche Alternativen bieten sich also zur BWL?
- Praktika in erfolgreichen Startups machen.
- Anstatt BWL etwas Fachspezifisches lernen (z.B. Produktdesign, Programmieren etc.). Den BWL-Part, der nötig ist, zieht man sich dann einfach aus Praxis-Handbüchern.
- Wenn es denn doch BWL sein soll, Lehrstühle suchen, die auf Entrepreneurship spezialisiert sind.
- Bücher über Entrepreneurship lesen.
- Blogs lesen zu Themen rund um die Startup-Szene, Online-Marketing etc..
- Selbst einen Blog über solche Themen starten. Beim Schreiben verinnerlicht man das Wissen wesentlich besser als beim reinen Lesen am Bildschirm.
- Barcamps und ähnliche Veranstaltungen besuchen. Hier bekommt man Wissen, dass es so an der Uni in der Regel nicht gibt. Zudem kann man mögliche Mitgründer finden oder sich mit anderen Gründern austauschen.
Das sind mal ein paar Ideen, wie man sich in Sachen Bildung auf den Sprung in die Startup-Welt rüsten kann. Sicher gibt es dazu auch noch andere gute Wege. Fallen Dir weitere Alternativen ein, dann schreib´ sie gern in die Kommentare.
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