Bootstrapping – Mit minimalem Kapital erfolgreich gründen
- WordPress testen mit TasteWP (kostenlos) – Die beste Lösung für Einsteiger in 2024 - 19. Juni 2024
- WordPress Website erstellen – in 4 Tagen vom Konzept bis zum Launch - 12. Januar 2024
- 6 wichtige WordPress Seiten, die Deine Website haben sollte - 10. Januar 2024
Bootstrapping ist ein Gründungskonzept, das Geschäftsideen mit minimalem Einsatz von Kapital ermöglicht.
Venture Capital oder andere größere Finanzierungen kommen beim Bootstrapping also nicht in Frage, sondern höchstens optional für spätere Phasen.
Damit eignet sich Bootstrapping ideal für Solopreneure und auch für immer mehr Startups. Wer hohen Wert auf Unabhängigkeit legt, sollte auf jeden Fall abwägen, ob dieser Ansatz für sein Business in Frage kommt.
Doch was ist Bootstrapping eigentlich genau? In diesem Artikel möchte ich Licht ins Dunkel bringen.
Wie sieht die Finanzierung eines Geschäfts per Bootstrapping aus? Was sind die Vorteile und Nachteile? Neben einigen erfolgreichen Beispielen, werde ich auch meine eigenen Bootstrapping-Erfahrungen anreißen und wichtige Regeln aufzeigen, die es beim Bootstrapping zu beachten gilt.
Außerdem führe ich durch drei generelle Geschäftsmodelle, die sich zum Bootstrapping eignen und zeige zwei weitere Gründungskonzepte auf, die sich sehr gut mit dem Bootstrapping-Ansatz kombinieren lassen.
Inhaltsverzeichnis
Definition Bootstrapping
Was ist Bootstrapping?
Der Begriff Bootstrapping ist relativ einfach erklärt. Denn er umschreibt kein komplexes Konzept, sondern ist im Kern der Verzicht auf externes Kapital beim Gründen.
Das Wort Bootstrapping kommt aus der US-amerikanischen Gründerszene. „Bootstraps“ sind Schnürsenkel oder genauer gesagt Stiefelriemen. Und so wie ein Schnürsenkel oder Riemen den Schuh eng an den Fuß festzieht, ist beim Bootstrapping das Budget sehr eng angelegt.
Ein Bild, das man sich besser vorstellen kann, ist eine Geschichte des Baron Münchhausen, der sich an seinen Schnürsenkeln selbst aus dem Sumpf zieht. Und so läuft es im übertragenden Sinnen auch beim Bootstrapping als Startup oder Solopreneur.
Finanzierung beim Bootstrapping
Die Finanzierung erfolgt beim Bootstrapping rein über ein minimales Basis-Invest aus eigener Tasche und ansonsten über laufende Erlöse. Sprich:
Keine Bank, keine Venture Capital Gesellschaft, kein Business Angel, keine größere Finanzspritze von family and friends und auch kein Crowdfunding.
Als Gründer wirst Du Dich finanziell zunächst also möglichst sparsam verhalten müssen. Und was viel wichtiger ist: Deine volle Aufmerksamkeit muss in der Startphase dem Einfahren erster Erlöse gelten. Denn ein stetiger Erlösstrom wird die Lebensader Deines Unternehmens sein, mit dem Du es langsam und organisch zum Wachsen bringst.
Wie hoch Dein eigenes Investment zum Start sein muss, lässt sich sicher nicht pauschal sagen. Wenn Du es als Side-Business aufbaust, wirst Du aber in vielen Fällen mit rund 1.000 Euro auskommen, die ich auch als Ankerpunkt des Bootstrapping-Ebooks „Das 1.000-Euro-Startup“ (kostenlos) angesetzt habe.
Vorteile
Sexy ist das Konzept rein vordergründig betrachtet sicher nicht, doch Du gewinnst mit dem Bootstrapping-Ansatz einige nicht zu unterschätzende Vorteile:
- Unabhängigkeit: Du bist von Anfang an unabhängig, niemand redet Dir in Deine Entscheidungen hinein. Das ist vor allem in späteren Phasen wertvoll, wenn es um die Weiterentwicklung Deines Geschäftsmodells geht. Du kannst Dein Geschäftsmodell immer an Deiner Person und Deinen persönlichen Zielen ausrichten. Wenn Du nicht mit fremdem Geld unterwegs bist, kann Dich auch niemand unter Druck setzen.
- Effizienz: Du bist schnell und wendig, denn generell sind Bootstrapping-Unternehmen oft von Grund auf schlanker aufgestellt als Unternehmen, die sich mit satter Kapitaldecke einen organisatorischen Wasserkopf aufbauen. Du lernst von Anfang an, sparsam und effizient zu wirtschaften.
- Zeitersparnis: Auch sparst Du die Zeit einer Kapitalakquise. Für das Einwerben von externem Kapital kannst Du inklusive der Businessplan-Schreiberei locker ein halbes bis dreiviertel Jahr einplanen. Diese Zeit kannst Du Dir sparen und Dich stattdessen komplett Deinem wirklichen Business widmen, nämlich Deinem Produkt, Deinem Marketing und allen Aktionen, die Dich den ersten Erlösen näher bringen. Und nicht zu vergessen: Auch die Phase einer Kapitalakquise müsstest Du ansonsten finanziell irgendwie überbrücken.
- Marktnischen möglich: Da Du Dein Unternehmen zu 100% in eigener Hand führst, profitierst Du auch in vollem Umfang vom Geschäftserfolg. So bist Du nicht gezwungen, ein Riesenunternehmen in einem umkämpften Markt aufzubauen. Auch eine kleine Marktnische, die Du gezielt ansteuerst, kann für Dich sehr profitabel sein.
- Lerneffekt: Da Du anfangs so gut wie alles selbst machen musst, lernst Du in allen Bereichen, was Dir beim weiteren Aufbau zugute kommt.
- Reputation: Baust Du Dein Business aus eigener Kraft auf, ist das grundsätzlich schon mal eine respektable Leistung. Und diese Reputation könnte Dir bei einer möglichen späteren externen Finanzierung bei potenziellen Kapitalgebern nützlich werden.
- Gesundes Wachstum: Wenn Du als Solopreneur oder im kleinen Team begrenzte Ressourcen hast, wirst Du wahrscheinlich auch nicht schneller wachsen, als es Deine Kapazität hergibt. Das ist auf der einen Seite sicher eine Bremse, aber auch ein gutes Korrektiv.
Nachteile
Durch die schmale Finanzierung beim Bootstrapping liegen die Nachteile auf der Hand:
- Ständig knappe Budgets: Der Weg zum Erfolg, zum funktionierenden und erfolgreichen Unternehmen ist beim Bootstrapping sicherlich etwas schwieriger, da Du zumindest zu Beginn immer mit einem knappen Budget kämpfen musst. Ein schneller Aufbau von Team und Technologie sind kaum möglich. Ein langer Atem ist definitiv nötig.
-
Keine Investoren-Hilfe: Ganz auf Dich allein gestellt, bist Du zwar unabhängig und wendig. Auf der anderen Seite fehlen aber möglicherweise auch der Rat und das Netzwerk eines erfahrenen Investors, der Dir gerade in kritischen Situationen helfen könnte.
- Risiko: Da Du zwangsläufig auf stetige Erlöse als Lebensader des Unternehmens angewiesen bist, kann es zeitweise auch zu knapp werden, um Dich und das Unternehmen über Wasser zu halten.
- Mikromanagement: Da Du Dich als Gründer anfangs um wirklich alles kümmern musst, droht die Gefahr, Dich in Kleinigkeiten zu verzetteln, anstatt das große Ganze im Blick zu haben.
- Glaubwürdigkeit: Der Kehrseite der möglichen Reputation, die Du Dir auf die Dauer aufbauen kannst, ist die möglicherweise fehlende Glaubwürdigkeit zu Beginn. Kommst Du als Einzelkämpfer daher, mag das manchen möglichen Geschäftspartner skeptisch machen.
Bootstrapping-Beispiele
Beispiele für erfolgreiche Bootstrapping-Unternehmen gibt es in unterschiedlichsten Unternehmensgrößen. Hier sind einige bekanntere Beispiele:
- Jimdo: Website-Baukasten
- Orderbird: Kassensystem via Tablet
- Zappos: US-Vorläufer von Zalando
- Mite: Time Tracking Tool
- MeinSpiel: Individuelle Spiele-Produktionen
- Squarespace: Website-Baukasten
- MyMuesli: Individuelles Müsli
- WeTranser: Datei-Versanddienst
- FastBill: Online-Buchhaltung
- Braufaesschen: Individuelle Brau-Sets
- Teekampagne: Tee in Großpackungen
Mein Einstieg ins Bootstrapping
Zum Beispiel MeinSpiel aus der obigen Liste kann ich etwas mehr sagen, denn hier bin ich selbst Mitgründer.
Um ehrlich zu sein, war hier anfangs gar kein Bootstrapping geplant. Stattdessen hatten wir uns etwas aus der Startup-Szene blenden lassen und wollten einen externen Investor mit Venture Capital an Bord holen.
Nach einem etwa neunmonatigen Prozess sah alles auch nach einem Finanzierungserfolg aus, doch quasi kurz vor der Unterschrift, machte die VC-Gesellschaft einen Rückzieher, da sie einen Mitbewerber witterte, der uns möglicherweise das Leben schwer machen würde.
Trotz oder vielleicht wegen dieses Rückschlags waren wir umso mehr motiviert unsere Vision ohne externe Finanzierung umzusetzen. Die Lösung lag in einer Mischung aus Partnerschaft mit unserer IT-Agentur und einem Auftragsgeschäft für Firmenkunden, das wir ohne Finanzierung aufbauen konnten. Dieses Auftragsgeschäft brachte die nötigen laufenden Erlöse, so dass wir leben konnten.
Nach dem teils steinigen Weg sind wir heute heilfroh, dass wir aktuell keine VC-Gesellschaft im Boot haben, denn so haben wir alle Stellschrauben selbst in der Hand, und das Unternehmen gehört uns selbst.
Bootstrapping-Regeln
Nur eigenes Geld
Die Finanzierung beim Bootstrapping basiert rein auf eigenem Geld. Eine solide und eher konservative finanzielle Planung ist also Pflicht.
Fokus auf Vertrieb und Umsatz
Damit Du nicht nach kurzer Zeit auf dem Trockenen sitzt, braucht Dein Unternehmen eine finanzielle Lebensader, und die besteht aus Erlösen. Deshalb muss der Fokus von Anfang an ganz klar im Vertrieb liegen, um regelmäßige Umsätze zu machen.
Das heißt auch, dass Du oder jemand aus Eurem Team sich persönlich um den Vertrieb kümmern muss. Neben guten Kenntnissen im Online-Marketing sollte sich derjenige auch zum Klinkenputzen nicht zu schade sein.
Schnell in den Markt
Bis die ersten Umsätze fließen, hast Du wenig Zeit. Gehe also schnell in den Markt – auch wenn das Produkt noch nicht vollends perfekt ist. Optimieren kannst Du immer noch. Hauptsache, das Produkt ist so gut, dass es den Kunden einen echten Nutzen stiftet, für den es sich lohnt, Geld zu bezahlen.
Sparsamkeit
Dass Du nicht mit Geld um Dich schmeißen kannst, muss man eigentlich nicht extra erwähnen. Stattdessen musst Du jede Ausgabe abwägen und durchdenken. Kannst Du bestimmte Sachen selbst machen, dann mach´ das zu Beginn am besten auch, aber plane ebenso, wie Du dies möglichst intern oder extern schnell delegieren kannst.
Mieten statt Kaufen, ist auch eine gute Devise, um Ausgaben niedrig zu halten,
Kein Perfektionismus
Um im Markt mit Deinem Produkt zu agieren, muss nichts perfekt sein. Perfektionismus frisst viel zu viel Zeit und bringt am Ende auch nicht viel mehr, als wenn Deine Lösungen zu 80 bis 90 Prozent ausgefeilt sind.
Team aus Bootstrappern
Bootstrapping bringt auch Anforderungen an ein eventuelles Team mit sich. Hochbezahlte Leute ohne finanzielle oder emotionale Bindung ans Unternehmen passen nicht. Teammitglieder müssen ebenso die Bootstrapping-Prinzipen mitgehen und sich intrinsisch motivieren können.
Externe Finanzierung nicht ausschließen
Hast Du Dein Unternehmen per Bootstrapping in die Spur gebracht, ist das ein Riesenerfolg. Um den nächsten strategischen Schritt zu gehen, ist aber möglicherweise ein externer Investor sinnvoll.
Schließe diese Möglichkeit also nicht von Anfang an kategorisch aus. Denn gerade wenn Du den erfolg Deines Geschäftsmodells bewiesen hast, kann das Akquirieren von Investoren deutlich einfacher sein.
Geeignete Geschäftsmodelle zum Bootstrapping
Ist Bootstrapping für jedes Geschäftsmodell anwendbar? Nein, definitiv nicht. Wer beispielsweise ein Biotech-Startup gründet, braucht meist lange Forschungszeiten und Patente, ehe es irgendwann mal in den Markt geht.
Auch wachsende Märkte mit starkem Wettbewerb eignen sich oft weniger zum Bootstrapping. Gerade wenn es auf eine „The winner takes it all“-Situation hinausläuft, sind massive Investitionen ins Marketing gefragt. Das ist per Bootsrapping nicht zu stemmen.
Es gibt aber Geschäftsmodell, die wirklich prädestiniert zum Bootstrapping sind:
Agenturgeschäft und Services
Beim Projektgeschäft einer Agentur bietest Du eigene Services an, oder verkaufst Services, die andere leisten. Beiden Wegen ist gemein, dass Du kein Produkt vorfinanzieren musst. Deine Leistung oder die eines Partners erfolgen erst, wenn auch die Zahlung geregelt ist.
Ein Beispiel ist meine eigene WordPress Agentur mit folgendem Ablauf:
- Kunde beauftragt Bau einer Website
- UltraPress-Partner erstellt die Website
- Kunde bezahlt
Das Geschäftsmodell ist sicher nicht gerade innovativ. Doch es ist relativ einfach, und Du fährst damit zügig erste Einnahmen ein, ohne groß investieren zu müssen.
Auch mit MeinSpiel haben wir vor allem zu Beginn von dieser Methode profitiert. Um den Aufbau unserer komplexeren Plattform zu finanzieren haben wir für Firmenkunden die Produktion von großen Spiele-Auflagen angeboten.
Die Produktionskapazitäten mussten wir natürlich nicht selbst vorhalten, sondern haben dazu Partner in unsere Prozesse eingebaut. Ein Modell, auf das wir nach wie vor setzen.
Online-Handel
Wenn Du im Online-Handel startest, brauchst Du heute glücklicherweise kein großes Lager oder eigene Logistik. Dafür gibt es Dienstleister wie Amazon, die Du volumenabhängig bezahlst. Du kaufst solche Leistungen quasi als Komponenten bei Spezialisten ein.
Und auch in der Produktion kannst Du auf spezialisierte Partner setzen, so dass keine eigenen Maschinen etc. nötig sind. Oder Du verkaufst virtuelle Güter wie Ebooks.
Wie bei der Agentur kann beim Handel der Verkauf vor dem Einkauf stehen. Das heißt, Du beziehst Produkte erst, wenn Du sie auch verkaufst. So ist ein positiver Cash-Flow gesichert.
Beratung
Für Beratungsangebote ist ebenso in der Regel keine wahnsinnig komplexe Infrastruktur nötig.
Eine gute Standard-Website ohne technischen Schnickschnack kann die Basis des Angebotes sein. Beim Akquirieren der ersten Kunden kannst Du mit ausreichend Kreativität auf Low Budget Methoden wie Content Marketing setzen, so dass laufende Kosten in Grenzen bleiben.
Auf Skalierung kannst Du beim Consulting zwar nicht unbedingt setzen, denn Deine persönliche Expertise lässt sich nicht beliebig outsourcen. Was Du aber machen solltest, ist das Standardisieren Deiner Leistungspakete und Prozesse. Denn so vermeidest Du bei steigendem Geschäftsvolumen unnötige Arbeit, die Dich womöglich komplett am Wachstum hindern würde.
Zwei Konzepte, die beim Bootstrapping helfen
Wer per Bootstrapping sein Business aufbaut, sollte sich am besten auch die zwei folgenden Startup-Konzepte ansehen, die eng mit dem Bootstrapping verbandelt sind:
Lean Startup
Bei der Lean-Startup-Methode geht es in erster Linie geht es um ein möglichst schnelles Umsetzen von Geschäftsmodellen, während man so wenig Ressourcen wie möglich einsetzt. Zentrum des Lean-Startup-Ansatzes ist das sogenannte MVP – das minimal viable product. Ein Produkt also, mit minimalen Anforderungen und Eigenschaften, um es überhaupt in den Markt zu bringen.
Um dieses MVP herum steht ein Kreislauf-Prozess:
- Produkt (MVP) launchen: Reduziere Dein Produkt auf das absolut Notwendige. Improvisation ist erlaubt, nur muss es natürlich dem Kunden schon einen Nutzen bringen.
- Feedback: Analysiere User und Kunden. Versuche soviel Feedback wie möglich zu bekommen.
- Produkt anpassen: Verbessere das Produkt mit den Analysen und Feedbacks.
Dann geht´s mit dem Launch der neuen Version quasi wieder von vorn los, bis das Produkt wirklich rund ist und ordentlich Umsätze einfährt. Vorreiter des Konzepts ist Eric Ries mit seinem Buch “The Lean Startup“.
Gründen mit Komponenten
Das Konzept vom Gründen mit Komponenten bezeichnet das Zusammensetzen eines Unternehmens aus Komponenten. Diese Komponenten können Tools sein, buchbare Services oder Partnerunternehmen, an die man bestimmte Leistungen dauerhaft abgibt.
Du kaufst so externe Leistungen unterschiedlicher Art ein, die in konventionellen Unternehmen normalerweise per Investition aufgebaut werden. Von Sekretariatsdiensten über Zahlungsdienstleister bis zur kompletten Warenproduktion setzen Gründer auf spezialisierte Partner. Das gibt Luft, um sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren.
Die Kunst für den Gründer liegt vor allem im Arrangieren der richtigen Komponenten.
Gründen mit Komponenten basiert ebenso auf einem Buch: “Kopf schlägt Kapital” heißt es, und der umtriebige Uni-Professor Günter Faltin hat es geschrieben. Große Leseempfehlung!
Bildquelle: Jacquelynne Kosmicki from Pixabay
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!