Nebenberuflich selbständig steht oft für den ersten Schritt vom festen Job in die komplette Selbständigkeit. Der große Vorteil am nebenberuflichen Gründen: Du kannst erstmal grundsätzlich in die Selbständigkeit reinschnuppern und eine Geschäftsidee testen.
In diesem Blogpost trage ich Tipps zur nebenberuflichen Selbständigkeit zusammen und gebe Dir eine Checkliste für den Weg dorthin.
Außerdem geht´s in diesem Post um den rechtlichen Status der nebenberuflichen Selbständigkeit sowie einen wesentlichen Faktor für den Erfolg: Deine persönliche Motivation.
Mein Gang in die nebenberufliche Selbständigkeit
Meinen allerersten Schritt in die Selbständigkeit habe ich noch während meiner Beschäftigung in einem Hamburger Großverlag gemacht. Ich hatte nebenbei meine Diplomarbeit (“Auswirkungen von Online-Medien auf Tageszeitungen”) per Postmailings an diverse Verlage verkauft und mir damit eine nette Nebeneinnahmequelle verschafft.
Das gab mir schließlich den Kick für den kompletten Übertritt in die Selbständigkeit.
Ein solcher Einstieg ist in meinen Augen für alle Leute ideal, die sich vielleicht noch nicht richtig sicher sind, ob ihre Idee wirklich marktreif ist, oder die auch einfach die (zumindest kurzfristige) Sicherheit der Festanstellung nicht missen wollen.
Mein WordPress Agentur ist im gewissen Sinne auch eine nebenberufliche Gründung, denn daneben arbeite ich weiter an MeinSpiel und natürlich an diesem Blog.
Definition: Nebenberuflich Selbständig
Die Definition von „nebenberuflich selbstständig“, ist das überhaupt wichtig? Ja, denn es unmittelbar rechtliche Folgen, welche Art von Selbständigkeit Du ausübst. Das zeigt sich weiter unten auch in der Checkliste der rechtlichen Aspekte für die nebenberufliche Selbständigkeit.
Also: Welche Art von Gründern können sich als „nebenberuflich selbstständig“ bezeichnen?
Dazu folgende einfache Kriterien:
- Du gehst einem regulären Hauptberuf nach, und betreibst ein eigenes Business als zweites Standbein.
- Der reguläre Job ist der Arbeitsmittelpunkt und bringt finanziell mehr ein als das Nebengewerbe.
- Maximal 18 Stunden pro Woche investierst Du in die nebenberufliche Selbstständigkeit.
Motivation für den Gang in die Selbständigkeit
Bevor wir aber tiefer in die rechtlichen und steuerlichen Aspekte einsteigen, finde ich wichtig, vorher einmal über die generelle Motivation zu sprechen, mit der Du Dich nebenberuflich selbständig machen möchtest.
Gründe für die nebenberufliche Selbständigkeit
Was treibt Menschen an, sich nebenberuflich selbständig zu machen? Dieser Frage ist 2013 einmal das Institut für Mittelstandökonomie der Universität Trier in einer Studie nachgegangen.
Und waren die Ergebnisse der Befragung von über 1.000 Teilnehmern:
- Fähigkeiten nutzen (70,5%)
- Finanziell abgesichert sein (68,6%)
- Erwerbsalternative haben (68,1%)
- Finanzielles Risiko verringern (64,8%)
- Durch Sozialversicherungen geschützt sein (58,1%)
- Geschäftsideen erproben (55%)
- Basis für Selbständigkeit im Vollerwerb schaffen (53,9%)
Wie man sieht, sind die Motivationen der Gründer durchaus unterschiedlich. Und ganz unkritisch sehe ich einzelne Beweggründe hier nicht. Wer sich beispielsweise nebenberuflich selbständig macht, um vor allem durch Sozialversicherungen geschützt zu sein, erzielt vielleicht erstmal rein rechtlich diesen Effekt. Ob aber das Geschäft als solches erfolgreich werden kann, ist fraglich.
Ähnliches gilt in meinen Augen für Gründe, die rein finanziell orientiert sind.
Mach´ es nicht halbherzig
Gerade das “neben” in “nebenberuflich” kann dazu verleiten, den Schlendrian einkehren zu lassen. Hach, es ist ja nur ein Nebenprojekt!
Aus meiner Sicht braucht man mit so einer Einstellung eigentlich gar nicht erst loszulegen, dafür wäre mir die Zeit zu wertvoll.
Ohne den wirklichen Willen, ein Projekt zumindest in den Markt zu bringen und dort real zu testen, kann ein Projekt schnell Schiffbruch erleiden, indem es in einem Wust aus scheinbaren externen Verpflichtungen und Selbstentschuldigungen untergeht.
Mach´ es volle Pulle, oder geh´ lieber Angeln oder Eis essen.
Praktische Tipps, um nebenberuflich selbständig durchzustarten
Suche Dir ein Homeoffice-kompatibles Geschäftsmodell
Wer nebenberuflich gründet, kann in der Regel keine eigene Fabrik hochziehen oder andere Großprojekte managen, die ein regelmäßige Präsenz erfordern. Suche Dir also ein Geschäftsmodell, das Du vom Homeoffice aus steuern kannst.
Ähnlich sieht es mit dem Thema Kunden aus. Regelmäßige Kundentermine, die sich flexibel nach den Wünschen der Kunden ausrichten, sind im begrenzten Zeitfenster der nebenberuflichen Selbständigkeit kaum zu machen. Die Art der Kundenbeziehung sollte also ebenso im Geschäftsmodell berücksichtigt werden.
Plane mit wenig Kapitalbedarf für die Gründung
Wer mit einem Nebenprojekt zu einem potenziellen Investor geht, hat dort grundsätzlich schlechtere Karten als jemand, der zeigt, dass er auf “All in” spielt, also sich mit vollem Arbeits- und Zeiteinsatz einem Projekt widmet.
Ebenso ist der Zeitaufwand für die Kapitalakquise selbst nicht zu unterschätzen. Das Finden eines Investors ist quasi ein eigenes Projekt, das die Arbeitszeit eines Nebenjobs bedarf.
Sich ohne Eigenkapital selbständig zu machen ist daher auf jeden Fall die bessere Variante für nebenberufliche Gründungen.
Und überhaupt: Willst Du das ganz große Ding mit Team und ordentlich Kapital stemmen, kannst Du Dich auch gleich komplett in die Selbständigkeit stürzen.
Lege dennoch etwas Kapital bereit
Auch wenn Deine Planungen sparsam sind und ohne größere Investitionen auskommen: Plane gewisse Ausgaben ein.
Fällt beispielsweise Dein Rechner aus, brauchst Du schnell einen hochwertigen Ersatz. Je nach Geschäftsidee können andere ungeplante Ausgaben auf Dich zukommen, die Dir nicht gleich die komplette Luft aus den Reifen nehmen sollten.
Stecke einen klaren Zeitrahmen ab
Faktor Zeit ist knappe Ressource in der Selbständigkeit – und das gilt umso mehr für die nebenberufliche Selbständigkeit. Du wirst voraussichtlich Freizeiteinbußen haben, und möglicherweise wird auch Dein Hauptjob leiden.
Um jetzt nicht permanent herumzueiern zwischen Hauptjob, Nebenprojekt und Freizeit, mache einen klaren Zeitrahmen für alle drei Bereiche. Wann genau bist Du wo präsent? Und wieviel Zeit widmest Du den einzelnen Bereichen?
Sei mutig und hartnäckig
Der Sprung in die Selbständigkeit bedarf für jeden einer ordentlichen Portion Mut. Da ist zum einen die rein organisatorische Seite. Einen regulären Job, ein Nebenerwerb und möglicherweise noch eine Familie sind irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Das ist wahrlich nicht immer leicht.
Zu den organisatorischen Aspekten kommt die Ungewissheit des Erfolgs. Während der eine Job sicheres Geld monatlich einbringt, musst Du im zweiten Job, Deiner Selbständigkeit, die Geldquelle erstmal erschaffen, aufbauen und pflegen. Und ob dies wirklich gelingt, kann Dir niemand sagen. Dieses Zulassen der Ungewissheit erfordert schlicht Mut.
Zudem werden die Einnahmen sicher nicht gleich von Anfang an sprudeln. Du musst also Hartnäckigkeit beweisen und einen langen Atem haben.
Sprich über Deine Geschäftsidee
Viele Leute glauben, sie dürften niemandem von Ihrer weltrevolutionären Geschäftsidee erzählen. Es könnte ja Nachahmer auf den Plan rufen. In meinen Augen ist diese Sorge ziemlich unbegründet.
Nachahmer kommen normalerweise nicht aufgrund einer Idee, denn davon gibt es zigtausende, die immer irgendwo kursieren. Nachahmer werden vor allem durch Erfolg anderer angestachelt. Und spätestens wenn die eigene Geschäftsidee erfolgreich ist, kannst Du es sowieso nicht mehr verhindern, dass auch andere es mitbekommen.
Das Diskutieren mit anderen über die eigene Geschäftsidee bringt mehr Vorteile als Nachteile. Du bekommst vor allem neue Impulse und hilfreiche Kritik.
Und noch ein weiterer wichtiger Punkt: Sobald Du Teile Deiner Freizeit für Dein Nebenprojekt einsetzt, wird das auch Deine Familie und Freunde tangieren. Gemeinsame Zeiten werden weniger, und regelmäßige Treffen müssen vielleicht abgesagt oder eingedampft werden.
Damit Du hier auf Verständnis stößt, und die Zeiten anders regeln kannst, erzähle allen Betroffenen am besten so früh wie möglich von Deinem Vorhaben, und vor allem der zeitlichen Komponente.
Checkliste: Rechtliches, Steuern und Krankenversicherung
Diese verfluchte Bürokratie! Was ist da alles zu beachten?
Zum Glück erstmal gar nicht so viel.
Diese Checkliste für die nebenberufliche Selbständigkeit hilft Dir den Überblick zu behalten:
A) Rechtsform wählen
Zum Start steht Dir zwar jede Rechtsform offen, aber normalerweise geht es als Einzelunternehmer oder bei mehreren Personen als GbR los. GbR steht für „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“.
Einzelunternehmer und GbRs haben einen großen Vorteil: Es ist kein großes bürokratisches Verfahren nötig, und auch kein Stammkapital, kein Handelsregistereintrag oder gar das Hinzuziehen eines Notars.
Was Du aber wissen solltest: Als Einzelunternehmer haftest Du uneingeschränkt mit Deinem Privatvermögen.
B) Gewerbe anmelden
Als Einzelunternehmer oder GbR brauchst Du in der Regel zunächst nur einen Gewerbeschein. Und den bekommst Du ohne großes Tamtam für ein paar Euro. Melde einfach bei Deiner örtlichen Behörde ein Gewerbe an. Das ist Deine minimale Pflicht, wenn Du unternehmerisch tätig sein willst.
Mit der Anmeldung bist Du als Gewerbetreibender übrigens automatisch Pflichtmitglied in der örtlichen Industrie- und Handelskammer. Plane dafür jährlich eine Gebühr ein von etwas über 100 Euro.
Alles Steuerrechtliche und so weiter würde ich dann mal mit ´nem Steuerberater besprechen, wenn es aktuell ist, das heißt, wenn nennenswerte Einnahmen fließen oder entsprechende Kosten entstehen, die steuerlich absetzbar sind.
Ansonsten konzentriere Dich lieber auf die Umsetzung Deiner Geschäftsidee im Markt.
C) Krankenversicherung klären
Auf Einnahmen aus der nebenberuflichen Selbstständigkeit musst Du zunächst einmal keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen, also auch keinen Krankenversicherungsbeitrag. Deine Krankenversicherung über den Arbeitgeber bleibt bestehen.
Erst wenn Deine nebenberufliche Selbständigkeit in die hauptberufliche wechselt, musst Du Dich selbst krankenversichern. Wer sich da nicht ganz sicher ist, kann sich bei seiner Krankenversicherung eine Statusfeststellung ausstellen lassen.
D) Umsatzsteuer regeln
Ob eine neben- oder eine hauptberufliche Selbstständigkeit vorliegt, ist steuerlich egal. So oder so musst Du eine Buchführung anlegen, alle Geschäftsvorgänge dokumentieren und nach Ablauf des Jahres eine Umsatzsteuererklärung abgeben.
Sind die Umsätze vorerst gering, kannst Du die Kleinunternehmerregelung nach §19 Umsatzsteuergesetz wählen. Damit brauchst Du keine Umsatzsteuer abführen oder in den Rechnungen ausweisen. Geringe Umsätze heißt, sie sind im vergangenen Jahr unter 17.500 € und im aktuellen Wirtschaftsjahr voraussichtlich unter 50.000 € Umsatz. Informiere Dich hierzu aber auf jeden Fall zu den aktuell gültigen Grenzwerten.
E) Einkommensteuer beachten
Als Einzelunternehmer ohne Handelsregister-Eintrag genügt zur Gewinnermittlung eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung. Erst bei Gewinnen im hohen sechsstelligen Bereich ist eine komplexere Gewinn- und Verlustrechnung nötig.
Sollte das ansatzweise auf Dich zutreffen, wirst Du auch genug Geld für einen Steuerberater übrig haben, der Dir die aktuellen Grenzen sagen kann und die kompletten Erklärungen für das Finanzamt macht.
Aber auch sonst empfehle ich für die Steuererklärungen das Hinzuziehen eines Steuerberaters.
Vorteile der nebenberuflichen Selbständigkeit
Einfache und günstige Gründung
In die nebenberufliche Selbständigkeit kannst Du wirklich einfach starten. Neben einem Gewerbeschein ist glücklicherweise recht wenig Bürokratie nötig (siehe Checkliste oben).
Auch die Buchführung ist relativ simpel per Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR) zu erledigen.
Sicherheit
Als Angestellter hast Du nicht nur ein sicheres Gehalt. Auch Deine Krankenversicherung ist sicher geregelt. Beides bleibt Dir in Deiner nebenberuflichen Selbständigkeit erhalten.
So kannst Du relativ risikolos die eine oder andere Geschäftsidee in Ruhe testen.
Freiheit und Selbstverwirklichung
Mit jedem Tag, den Du nebenberuflich selbständig arbeitest, bist Du Dein eigener Chef.
Du kannst frei entscheiden, was Du machst. Du entscheidest, wann du arbeitest und wo Du arbeitest. Ob zuhause, im Co-Working-Space oder sogar als digitaler Nomade in rund um die Welt.
Und als Unternehmer machst Du Deine persönlichen Interessen im Idealfall deckungsgleich mit Deinem Job.
Voraussetzung ist selbstverständlich einen Geschäftsidee, die auch wirklich zu Dir als Person passt. Und genau das würde ich Dir empfehlen, wenn Du auch nächstes Jahr noch motiviert bleiben willst.
Kein Startkapital oder Investor nötig
Du kannst Deinen Laden schließlich Stück für Stück aufbauen. Denn durch deinen Hauptjob sorgst Du für Einnahmen. In Deiner nebenberuflichen Selbständigkeit brauchst Du also nicht sofort welche. Und daher brauchst Du bei den meisten Geschäftsideen auch kein nennenswertes Startkapital oder gar Investoren.
Nebenberufliche Selbständigkeit ist damit prädestiniert fürs Bootstrapping.
Einnahmen
Mit der nebenberuflichen Selbständigkeit baust Du Dir ein schönes Nebeneinkommen auf. Zumindest, wenn Du erfolgreich bist.
Nachteile der nebenberuflichen Selbständigkeit
Arbeit satt
Hast Du abends nach Deinem Angestelltenjob die Füße hochgelegt, sind jetzt zwei Baustellen zu bearbeiten. Und wer seine nebenberufliche Selbständigkeit ernsthaft betreibt, hat gleich zu Beginn jede Menge Arbeit.
Diese hohe Intensität führt im besten Fall zu einem echten Flow-Effekt. Ansonsten gilt es, die Belastung in einem vernünftigen Maß zu halten. Denn ein Burnout hilft Dir auch nicht weiter.
Alles selbst entscheiden
Was ist die richtige Strategie? Was machst Du als nächstes? Was machst Du selbst, und wofür engagierst Du fremde Hilfe? Welche Systeme sind die richtigen für Dein Business?
So schön die Freiheit ist, alles selbst entscheiden zu können, so schnell kann dadurch jedoch auch Stress entstehen. Mein Tipp: Lege Dir zumindest einige Routinen für den Tag zu, damit Du nicht immer wieder alles neu hinterfragen musst. Wann sind zum Beispiel Deine täglichen Arbeitszeiten? Wo arbeitest Du? Und so weiter? Jede Frage, die Du nicht immer aufs Neue entscheiden musst, gibt Dir Luft für die wirklich wichtigen Dinge.
Unbegrenzte Haftung
Da Du in die nebenberufliche Selbständigkeit normalerweise als Einzelunternehmer startest, bist Du als Privatperson haftbar für alles, was Du machst. Ansonsten solltest Du zum Beispiel eine GmbH gründen. Das ist teurer und aufwändiger, Deine Haftung bliebe aber beschränkt.
Fazit
Nebenberuflich Gründen ist ein durchaus gangbarer Weg in die Selbständigkeit. Dank immer mehr Möglichkeiten zur digitalen Organisation ist dieser Gang auch für immer mehr Arten von Geschäftsmodellen möglich.
Welche das sind, sollte man im Vorfeld jedoch genau durchdenken, denn das nebenberufliche Gründen birgt zur vollen Selbständigkeit doch einige markante Unterschiede.
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