Was braucht es zum Selbstständig machen ohne Eigenkapital? Wir zeigen Strategien und Geschäftsmodelle, sprechen über das Mindset und Low-Budget-Marketing.
Nebenberuflich selbständig steht oft für den ersten Schritt vom festen Job in die komplette Selbständigkeit. Der große Vorteil am nebenberuflichen Gründen: Du kannst erstmal grundsätzlich in die Selbständigkeit reinschnuppern und eine Geschäftsidee testen.
In diesem Blogpost trage ich Tipps zur nebenberuflichen Selbständigkeit zusammen und gebe Dir eine Checkliste für den Weg dorthin.
Außerdem geht´s in diesem Post um den rechtlichen Status der nebenberuflichen Selbständigkeit sowie einen wesentlichen Faktor für den Erfolg: Deine persönliche Motivation.
Mein Gang in die nebenberufliche Selbständigkeit
Meinen allerersten Schritt in die Selbständigkeit habe ich noch während meiner Beschäftigung in einem Hamburger Großverlag gemacht. Ich hatte nebenbei meine Diplomarbeit (“Auswirkungen von Online-Medien auf Tageszeitungen”) per Postmailings an diverse Verlage verkauft und mir damit eine nette Nebeneinnahmequelle verschafft.
Das gab mir schließlich den Kick für den kompletten Übertritt in die Selbständigkeit.
Ein solcher Einstieg ist in meinen Augen für alle Leute ideal, die sich vielleicht noch nicht richtig sicher sind, ob ihre Idee wirklich marktreif ist, oder die auch einfach die (zumindest kurzfristige) Sicherheit der Festanstellung nicht missen wollen.
Mein WordPress Agentur ist im gewissen Sinne auch eine nebenberufliche Gründung, denn daneben arbeite ich weiter an MeinSpiel und natürlich an diesem Blog.
Definition: Nebenberuflich Selbständig
Die Definition von „nebenberuflich selbstständig“, ist das überhaupt wichtig? Ja, denn es unmittelbar rechtliche Folgen, welche Art von Selbständigkeit Du ausübst. Das zeigt sich weiter unten auch in der Checkliste der rechtlichen Aspekte für die nebenberufliche Selbständigkeit.
Also: Welche Art von Gründern können sich als „nebenberuflich selbstständig“ bezeichnen?
Dazu folgende einfache Kriterien:
Du gehst einem regulären Hauptberuf nach, und betreibst ein eigenes Business als zweites Standbein.
Der reguläre Job ist der Arbeitsmittelpunkt und bringt finanziell mehr ein als das Nebengewerbe.
Maximal 18 Stunden pro Woche investierst Du in die nebenberufliche Selbstständigkeit.
Motivation für den Gang in die Selbständigkeit
Bevor wir aber tiefer in die rechtlichen und steuerlichen Aspekte einsteigen, finde ich wichtig, vorher einmal über die generelle Motivation zu sprechen, mit der Du Dich nebenberuflich selbständig machen möchtest.
Gründe für die nebenberufliche Selbständigkeit
Was treibt Menschen an, sich nebenberuflich selbständig zu machen? Dieser Frage ist 2013 einmal das Institut für Mittelstandökonomie der Universität Trier in einer Studie nachgegangen.
Zur nebenberuflichen Selbständigkeit brauchst Du Motivation und einen langen Atem.
Und waren die Ergebnisse der Befragung von über 1.000 Teilnehmern:
Fähigkeiten nutzen (70,5%)
Finanziell abgesichert sein (68,6%)
Erwerbsalternative haben (68,1%)
Finanzielles Risiko verringern (64,8%)
Durch Sozialversicherungen geschützt sein (58,1%)
Geschäftsideen erproben (55%)
Basis für Selbständigkeit im Vollerwerb schaffen (53,9%)
Wie man sieht, sind die Motivationen der Gründer durchaus unterschiedlich. Und ganz unkritisch sehe ich einzelne Beweggründe hier nicht. Wer sich beispielsweise nebenberuflich selbständig macht, um vor allem durch Sozialversicherungen geschützt zu sein, erzielt vielleicht erstmal rein rechtlich diesen Effekt. Ob aber das Geschäft als solches erfolgreich werden kann, ist fraglich.
Ähnliches gilt in meinen Augen für Gründe, die rein finanziell orientiert sind.
Mach´ es nicht halbherzig
Gerade das “neben” in “nebenberuflich” kann dazu verleiten, den Schlendrian einkehren zu lassen. Hach, es ist ja nur ein Nebenprojekt!
Aus meiner Sicht braucht man mit so einer Einstellung eigentlich gar nicht erst loszulegen, dafür wäre mir die Zeit zu wertvoll.
Ohne den wirklichen Willen, ein Projekt zumindest in den Markt zu bringen und dort real zu testen, kann ein Projekt schnell Schiffbruch erleiden, indem es in einem Wust aus scheinbaren externen Verpflichtungen und Selbstentschuldigungen untergeht.
Mach´ es volle Pulle, oder geh´ lieber Angeln oder Eis essen.
Praktische Tipps, um nebenberuflich selbständig durchzustarten
Suche Dir ein Homeoffice-kompatibles Geschäftsmodell
Wer nebenberuflich gründet, kann in der Regel keine eigene Fabrik hochziehen oder andere Großprojekte managen, die ein regelmäßige Präsenz erfordern. Suche Dir also ein Geschäftsmodell, das Du vom Homeoffice aus steuern kannst.
Ähnlich sieht es mit dem Thema Kunden aus. Regelmäßige Kundentermine, die sich flexibel nach den Wünschen der Kunden ausrichten, sind im begrenzten Zeitfenster der nebenberuflichen Selbständigkeit kaum zu machen. Die Art der Kundenbeziehung sollte also ebenso im Geschäftsmodell berücksichtigt werden.
Plane mit wenig Kapitalbedarf für die Gründung
Wer mit einem Nebenprojekt zu einem potenziellen Investor geht, hat dort grundsätzlich schlechtere Karten als jemand, der zeigt, dass er auf “All in” spielt, also sich mit vollem Arbeits- und Zeiteinsatz einem Projekt widmet.
Ebenso ist der Zeitaufwand für die Kapitalakquise selbst nicht zu unterschätzen. Das Finden eines Investors ist quasi ein eigenes Projekt, das die Arbeitszeit eines Nebenjobs bedarf.
Und überhaupt: Willst Du das ganz große Ding mit Team und ordentlich Kapital stemmen, kannst Du Dich auch gleich komplett in die Selbständigkeit stürzen.
Lege dennoch etwas Kapital bereit
Auch wenn Deine Planungen sparsam sind und ohne größere Investitionen auskommen: Plane gewisse Ausgaben ein.
Fällt beispielsweise Dein Rechner aus, brauchst Du schnell einen hochwertigen Ersatz. Je nach Geschäftsidee können andere ungeplante Ausgaben auf Dich zukommen, die Dir nicht gleich die komplette Luft aus den Reifen nehmen sollten.
Stecke einen klaren Zeitrahmen ab
Faktor Zeit ist knappe Ressource in der Selbständigkeit – und das gilt umso mehr für die nebenberufliche Selbständigkeit. Du wirst voraussichtlich Freizeiteinbußen haben, und möglicherweise wird auch Dein Hauptjob leiden.
Um jetzt nicht permanent herumzueiern zwischen Hauptjob, Nebenprojekt und Freizeit, mache einen klaren Zeitrahmen für alle drei Bereiche. Wann genau bist Du wo präsent? Und wieviel Zeit widmest Du den einzelnen Bereichen?
Sei mutig und hartnäckig
Der Sprung in die Selbständigkeit bedarf für jeden einer ordentlichen Portion Mut. Da ist zum einen die rein organisatorische Seite. Einen regulären Job, ein Nebenerwerb und möglicherweise noch eine Familie sind irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Das ist wahrlich nicht immer leicht.
Zu den organisatorischen Aspekten kommt die Ungewissheit des Erfolgs. Während der eine Job sicheres Geld monatlich einbringt, musst Du im zweiten Job, Deiner Selbständigkeit, die Geldquelle erstmal erschaffen, aufbauen und pflegen. Und ob dies wirklich gelingt, kann Dir niemand sagen. Dieses Zulassen der Ungewissheit erfordert schlicht Mut.
Zudem werden die Einnahmen sicher nicht gleich von Anfang an sprudeln. Du musst also Hartnäckigkeit beweisen und einen langen Atem haben.
Sprich über Deine Geschäftsidee
Viele Leute glauben, sie dürften niemandem von Ihrer weltrevolutionären Geschäftsidee erzählen. Es könnte ja Nachahmer auf den Plan rufen. In meinen Augen ist diese Sorge ziemlich unbegründet.
Nachahmer kommen normalerweise nicht aufgrund einer Idee, denn davon gibt es zigtausende, die immer irgendwo kursieren. Nachahmer werden vor allem durch Erfolg anderer angestachelt. Und spätestens wenn die eigene Geschäftsidee erfolgreich ist, kannst Du es sowieso nicht mehr verhindern, dass auch andere es mitbekommen.
Das Diskutieren mit anderen über die eigene Geschäftsidee bringt mehr Vorteile als Nachteile. Du bekommst vor allem neue Impulse und hilfreiche Kritik.
Und noch ein weiterer wichtiger Punkt: Sobald Du Teile Deiner Freizeit für Dein Nebenprojekt einsetzt, wird das auch Deine Familie und Freunde tangieren. Gemeinsame Zeiten werden weniger, und regelmäßige Treffen müssen vielleicht abgesagt oder eingedampft werden.
Damit Du hier auf Verständnis stößt, und die Zeiten anders regeln kannst, erzähle allen Betroffenen am besten so früh wie möglich von Deinem Vorhaben, und vor allem der zeitlichen Komponente.
Checkliste: Rechtliches, Steuern und Krankenversicherung
Diese verfluchte Bürokratie! Was ist da alles zu beachten?
Zum Glück erstmal gar nicht so viel.
Diese Checkliste für die nebenberufliche Selbständigkeit hilft Dir den Überblick zu behalten:
A) Rechtsform wählen
Zum Start steht Dir zwar jede Rechtsform offen, aber normalerweise geht es als Einzelunternehmer oder bei mehreren Personen als GbR los. GbR steht für „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“.
Einzelunternehmer und GbRs haben einen großen Vorteil: Es ist kein großes bürokratisches Verfahren nötig, und auch kein Stammkapital, kein Handelsregistereintrag oder gar das Hinzuziehen eines Notars.
Was Du aber wissen solltest: Als Einzelunternehmer haftest Du uneingeschränkt mit Deinem Privatvermögen.
B) Gewerbe anmelden
Als Einzelunternehmer oder GbR brauchst Du in der Regel zunächst nur einen Gewerbeschein. Und den bekommst Du ohne großes Tamtam für ein paar Euro. Melde einfach bei Deiner örtlichen Behörde ein Gewerbe an. Das ist Deine minimale Pflicht, wenn Du unternehmerisch tätig sein willst.
Mit der Anmeldung bist Du als Gewerbetreibender übrigens automatisch Pflichtmitglied in der örtlichen Industrie- und Handelskammer. Plane dafür jährlich eine Gebühr ein von etwas über 100 Euro.
Alles Steuerrechtliche und so weiter würde ich dann mal mit ´nem Steuerberater besprechen, wenn es aktuell ist, das heißt, wenn nennenswerte Einnahmen fließen oder entsprechende Kosten entstehen, die steuerlich absetzbar sind.
Ansonsten konzentriere Dich lieber auf die Umsetzung Deiner Geschäftsidee im Markt.
C) Krankenversicherung klären
Auf Einnahmen aus der nebenberuflichen Selbstständigkeit musst Du zunächst einmal keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen, also auch keinen Krankenversicherungsbeitrag. Deine Krankenversicherung über den Arbeitgeber bleibt bestehen.
Erst wenn Deine nebenberufliche Selbständigkeit in die hauptberufliche wechselt, musst Du Dich selbst krankenversichern. Wer sich da nicht ganz sicher ist, kann sich bei seiner Krankenversicherung eine Statusfeststellung ausstellen lassen.
D) Umsatzsteuer regeln
Ob eine neben- oder eine hauptberufliche Selbstständigkeit vorliegt, ist steuerlich egal. So oder so musst Du eine Buchführung anlegen, alle Geschäftsvorgänge dokumentieren und nach Ablauf des Jahres eine Umsatzsteuererklärung abgeben.
Sind die Umsätze vorerst gering, kannst Du die Kleinunternehmerregelung nach §19 Umsatzsteuergesetz wählen. Damit brauchst Du keine Umsatzsteuer abführen oder in den Rechnungen ausweisen. Geringe Umsätze heißt, sie sind im vergangenen Jahr unter 17.500 € und im aktuellen Wirtschaftsjahr voraussichtlich unter 50.000 € Umsatz. Informiere Dich hierzu aber auf jeden Fall zu den aktuell gültigen Grenzwerten.
E) Einkommensteuer beachten
Als Einzelunternehmer ohne Handelsregister-Eintrag genügt zur Gewinnermittlung eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung. Erst bei Gewinnen im hohen sechsstelligen Bereich ist eine komplexere Gewinn- und Verlustrechnung nötig.
Sollte das ansatzweise auf Dich zutreffen, wirst Du auch genug Geld für einen Steuerberater übrig haben, der Dir die aktuellen Grenzen sagen kann und die kompletten Erklärungen für das Finanzamt macht.
Aber auch sonst empfehle ich für die Steuererklärungen das Hinzuziehen eines Steuerberaters.
Vorteile der nebenberuflichen Selbständigkeit
Einfache und günstige Gründung
In die nebenberufliche Selbständigkeit kannst Du wirklich einfach starten. Neben einem Gewerbeschein ist glücklicherweise recht wenig Bürokratie nötig (siehe Checkliste oben).
Auch die Buchführung ist relativ simpel per Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR) zu erledigen.
Sicherheit
Als Angestellter hast Du nicht nur ein sicheres Gehalt. Auch Deine Krankenversicherung ist sicher geregelt. Beides bleibt Dir in Deiner nebenberuflichen Selbständigkeit erhalten.
So kannst Du relativ risikolos die eine oder andere Geschäftsidee in Ruhe testen.
Freiheit und Selbstverwirklichung
Mit jedem Tag, den Du nebenberuflich selbständig arbeitest, bist Du Dein eigener Chef.
Du kannst frei entscheiden, was Du machst. Du entscheidest, wann du arbeitest und wo Du arbeitest. Ob zuhause, im Co-Working-Space oder sogar als digitaler Nomade in rund um die Welt.
Und als Unternehmer machst Du Deine persönlichen Interessen im Idealfall deckungsgleich mit Deinem Job.
Voraussetzung ist selbstverständlich einen Geschäftsidee, die auch wirklich zu Dir als Person passt. Und genau das würde ich Dir empfehlen, wenn Du auch nächstes Jahr noch motiviert bleiben willst.
Nebenberuflich selbständig kannst Du den Themen nachgehen, auf die Du Bock hast.
Kein Startkapital oder Investor nötig
Du kannst Deinen Laden schließlich Stück für Stück aufbauen. Denn durch deinen Hauptjob sorgst Du für Einnahmen. In Deiner nebenberuflichen Selbständigkeit brauchst Du also nicht sofort welche. Und daher brauchst Du bei den meisten Geschäftsideen auch kein nennenswertes Startkapital oder gar Investoren.
Nebenberufliche Selbständigkeit ist damit prädestiniert fürs Bootstrapping.
Einnahmen
Mit der nebenberuflichen Selbständigkeit baust Du Dir ein schönes Nebeneinkommen auf. Zumindest, wenn Du erfolgreich bist.
Nachteile der nebenberuflichen Selbständigkeit
Arbeit satt
Hast Du abends nach Deinem Angestelltenjob die Füße hochgelegt, sind jetzt zwei Baustellen zu bearbeiten. Und wer seine nebenberufliche Selbständigkeit ernsthaft betreibt, hat gleich zu Beginn jede Menge Arbeit.
Diese hohe Intensität führt im besten Fall zu einem echten Flow-Effekt. Ansonsten gilt es, die Belastung in einem vernünftigen Maß zu halten. Denn ein Burnout hilft Dir auch nicht weiter.
Alles selbst entscheiden
Was ist die richtige Strategie? Was machst Du als nächstes? Was machst Du selbst, und wofür engagierst Du fremde Hilfe? Welche Systeme sind die richtigen für Dein Business?
So schön die Freiheit ist, alles selbst entscheiden zu können, so schnell kann dadurch jedoch auch Stress entstehen. Mein Tipp: Lege Dir zumindest einige Routinen für den Tag zu, damit Du nicht immer wieder alles neu hinterfragen musst. Wann sind zum Beispiel Deine täglichen Arbeitszeiten? Wo arbeitest Du? Und so weiter? Jede Frage, die Du nicht immer aufs Neue entscheiden musst, gibt Dir Luft für die wirklich wichtigen Dinge.
Unbegrenzte Haftung
Da Du in die nebenberufliche Selbständigkeit normalerweise als Einzelunternehmer startest, bist Du als Privatperson haftbar für alles, was Du machst. Ansonsten solltest Du zum Beispiel eine GmbH gründen. Das ist teurer und aufwändiger, Deine Haftung bliebe aber beschränkt.
Fazit
Nebenberuflich Gründen ist ein durchaus gangbarer Weg in die Selbständigkeit. Dank immer mehr Möglichkeiten zur digitalen Organisation ist dieser Gang auch für immer mehr Arten von Geschäftsmodellen möglich.
Welche das sind, sollte man im Vorfeld jedoch genau durchdenken, denn das nebenberufliche Gründen birgt zur vollen Selbständigkeit doch einige markante Unterschiede.
Ideal zum nebenberuflichen Gründen: Willst Du Deine Geschäftsidee für unter 1.000 Euro auf die Schiene setzen, hol´ Dir das kostenlose Ebook “Das 1.000-Euro-Startup”!
Dennoch sage ich: Bist Du als Solopreneur unterwegs, dann solltest Du KEIN Startup gründen!
Oder besser: Kein Startup gründen im klassischen Sinne.
Worum es mir bei der Sache geht, ist eine entscheidende Differenzierung:
Gründe ein Business, baue ein Unternehmen auf, oder wie immer Du es nennen willst. Aber gründe als jemand, der unternehmerisch allein an der Ruderpinne sitzt, und das muss kein Startup im klassischen Sinne sein.
Ein Widerspruch ins sich? Okay, ich versuche mal, konkreter zu werden:
Startups und Startup-Spirit
Das Bequeme an der Bezeichnung “Startup” ist der Fokus auf die Startphase. Als Startup bist Du quasi permanent in der Startphase, bis Du Dich nicht mehr als solches titulierst. Und das kann dauern.
Was daran so bequem ist?
In dieser Startphase sind die Erwartungen an Umsätze und Gewinne gering bis non-existent. Lieber spricht man über das Geschäftsmodell, über Perspektiven, den Markt und all das, was einen selbst und andere sonst noch so am Startup-Spirit fasziniert. An Startups werden schlicht andere Maßstäbe als an “normale” Unternehmen gelegt.
Das nimmt Druck aus der Sache, was von daher einerseits positiv ist, aber andererseits nimmt es Dich als Gründer auch aus der Verantwortung, für eben jene Umsätze zu sorgen, die Dich und Dein Business über Wasser halten.
Und als Solopreneur, der sich ohne Eigenkapital selbstständig macht, brauchst Du recht zügig Umsätze und ein wirklich funktionierendes Unternehmenskonstrukt.
Lass´ Dich also nicht einlullen vom schönen Schein des Startup-Spirits, sondern sieh das, was Du machst, als das, was es wirklich ist: Ein Unternehmen.
Startups und Businesspläne
Neben dem Team (das Du als Solopreneur erstmal nicht hast) ist für Startups das allerwichtigste ein ausgefeilter Businessplan.
Willst Du ein klassisches Startup gründen, bestehen Businesspläne oft zu einem Großteil aus schönen Texten für die Zielgruppe der potenziellen Investoren, gepaart mit reichlich Kaffeesatzleserei aus nebulösen Zahlen, die aber selbstverständlich als sichere Planungsgrundlagen verkauft werden.
Gegoogelte Marktanalysen und wilde Excel-Kalkulationen für mehrjährige Forecats garnieren das Ganze, um eine scheinbar solide Planungssicherheit zu suggerieren.
Die Wahrheit ist: Gar nichts ist sicher, und schon gar nicht beim Aufbau eines neuen Business´.
Das Erstellen eines Businessplans ist wie ein Ratespiel oder Wahrsagerei. Letztlich ist die Welt um ein Unternehmen derart komplex, dass es viel zu viele Faktoren gibt, die einfach unkalkulierbar sind. Und auch noch so viele Vermutungen als Planungsgrundlage sind unterm Strich immer noch eines: Vermutungen.
Die wirklich relevanten Informationen bekommst Du nach meiner Erfahrung nicht beim Schreiben eines Businessplans vor dem Gründen des Startups, sondern während Du tatsächlich im Markt präsent bist.
Startup gründen und an Exit denken
Wenn Du in die Welt der Startups eintauchst, hörst Du häufig das Wort “Exit” oder “Exit-Strategie”. Gemeint ist eine Art Plan, wie man denn gedenkt, sein schönes Startup irgendwann mal zu verkaufen und selbst auszusteigen.
Ist das nicht absurd? Du bist noch nicht einmal richtig gestartet, hast vielleicht keinen einzigen zahlenden Kunden, aber sollst Dich schon mit der Frage beschäftigen, wie Du wieder aussteigen willst.
Mal ganz abgesehen davon, dass die Antwort auf diese Frage noch viel hypothetischer sein muss, als das Aufstellen eines Businessplans, birgt sie zudem eine unterschwellige Gefahr:
Wenn ich immer nur daran denke, wie ich wieder aussteige, wie ich mein Projekt wieder loswerde, dann frage ich mich doch, ob ich genug Motivation aufbringen kann und Leidenschaft habe, das Ganze überhaupt erstmal richtig zum Laufen zu bringen.
Klar kann es in vielen Fällen sinnvoll sein, sein Unternehmen zu verkaufen oder in einer anderen Organisation aufgehen zu lassen. Nur kann die Beschäftigung damit doch erst wirklich realistisch werden, wenn das Unternehmen selbst dazu auch in der Lage ist.
Startups und Medien
Startups sind zwar auch Unternehmen, nur sind sie eine besondere Spezies. Startups haben so etwas leichtes, etwas, das sie förmlich vom sonstigen Wirtschaftsleben abheben lässt. So wird auch häufig davon gesprochen, dass ein Startup ins “Fliegen” kommt.
Und die Startups, von denen in den Medien die Rede ist, sind in der Regel auch am Fliegen. Ich möchte sie mal in drei Gruppen einteilen:
Gruppe 1: Startups, die sich gerade Finanzspritzen verpassen lassen. Aktuell wären das beispielsweise Westwing, Outfittery und viele andere.
Gruppe 2: Startups, die andere Startups übernehmen oder selbst von anderen übernommen werden. Bei den Liefervermittlern um Delivery Hero und Co. tut sich hier zum Beispiel einiges.
Gruppe 3: Startups, die schon richtig durch die Decke gegangen sind und erfolgreich im Markt agieren. Im deutschsprachigen Bereich gehören Läden wie BigPoint, Jimdo oder Xing dazu, international werden auch gern Beispiele wie Facebook, Amazon oder Ebay ins Feld geführt.
Was beim Anblick dieser Szenerie schnell vergessen wird: Die drei Gruppen stellen lediglich die Spitze eines Eisberges dar.
Denn zusätzlich gibt es natürlich noch zig tausende Startups, die überhaupt erstmal in die Gruppe 1 kommen wollen, indem sie um Finanziers buhlen. Wirtschaftlich erfolgreich ist demnach nur ein extrem geringer Anteil der klassischen Startups. Und dazu gehört in der Regel noch nicht einmal Gruppe 1.
Startups und Wirtschaftlichkeit
Beim Gros der Startup-Gründungen geht es um die Akquise von Kapital.
Hier wird die Manpower zu einem großen Teil reingesteckt, während so scheinbar profane Themen wie Rentabilität oder funktionierende Prozesse und Strukturen eher im Hintergrund rangieren. Ist ja auch nicht so richtig sexy.
Man will das Geld anderer Leute bekommen und es ausgegeben. Yeah! Die wirtschaftlichen Gesetze und Notwendigkeiten, mit denen sich herkömmliche Unternehmen rumschlagen müssen, gelten scheinbar nicht.
Kunden gewinnen? Deckungsbeiträge erwirtschaften? Egal! Startups neigen dazu, diese Realität zu verdrängen oder einfach in die Zukunft zu schieben, siehe oben.
Die Vorstellung eines Startups, abgekoppelt von der wirtschaftlichen Realität, kann auf die Dauer gefährlich werden, und geht statistisch auch meist ins Auge.
Denn die überwältigende Mehrheit aller Startup-Gründungen scheitert.
Das Scheitern an sich ist auch vollkommen okay, es darf meiner Ansicht nach nicht als Makel gelten. Nur sollte die Tatsache, dass man sehr wahrscheinlich mit einem Startup Schiffbruch erleidet, auch klar gesehen werden.
Startup gründen für mehr Unabhängigkeit
Als Verfechter des Bootstrapping-Ansatzes, bei dem es gilt, ein Startup zu gründen ohne externes Kapital, liegt es natürlich auf der Hand, dass ich Fremdfinanzierungen nicht unbedingt als den ersten Weg ansehe. Auch wenn solche Finanzierungen für ganz bestimmte Vorhaben unumgänglich sind, bin ich überzeugt, dass immer mehr Geschäftsmodelle heute (gerade im Online- und Dienstleistungsmarkt) ohne Investor aufzubauen sind.
Und einer der großen Vorteile dabei heißt Unabhängigkeit. Startups, die unter dem Schirm von Venture-Capital-Gesellschaften oder anderen Investoren arbeiten, büßen zwangsläufig von Anfang an einen Teil ihrer Unabhängigkeit ein.
Und diese Unabhängigkeit kann im Zeitablauf auch noch weiter schrumpfen. Werden Meilensteine des Businessplans verfehlt, kann die Entscheidungsfreiheit schnell eingeschränkt werden, beispielsweise weil neue Finanzspritzen nötig werden, die die eigenen Unternehmensanteile prozentual schrumpfen lassen.
Ganz zu schweigen von der Mehrheit der Startups, die weder Investoren noch Kunden haben. Hier hört die Unabhängigkeit genau dann auf, wenn schlicht das eigene Kapital aufgefressen ist.
Fazit: Bau´ Dir als Solopreneur ein vollwertiges Unternehmen!
Ein klassisches Startup gründen, auf dieser Schiene bin ich selbst zu Beginn der Aufbau-Phase von MeinSpiel auch eine zeitlang gefahren. Von daher sind mir die Verlockungen durchaus bewusst.
Letztlich kann ich aber für mich persönlich sagen, dass eine solche Art von Unternehmen zumindest für mich nicht das Richtige ist.
Mir macht es mehr Spaß, etwas aufzubauen, dass in absehbarer Zeit auch wirklich wirtschaftlich funktioniert. Und unabhängig von meiner persönlichen Einstellung dazu, ist das Modell für einen Solopreneur relativ ungeeignet.
Reale Unternehmen, beziehungsweise praktizierende Selbständige oder Solopreneure beschäftigen sich mit realen Strukturen und Prozessen, die ineinandergreifen und funktionieren müssen, nicht mit Businessplänen.
Sie gehen direkt in den Markt, testen Marketingansätze und improvisieren ihr Unternehmenskonstrukt auf Basis der tatsächlich erlebten Erkenntnisse im Markt.
Sie beschäftigen sich mit Liquidität und Gewinn, nicht mit hypothetischen Excel-Charts. Und sie definieren Erfolg über das Gewinnen von echten Kunden anstatt von Kapitalgebern.
Bildquelle: Fotolia / Jenner
https://ultrapress.de/wp-content/uploads/2015/06/solopreneur-startup-gruenden.jpg566848Thorstenhttps://ultrapress.de/wp-content/uploads/2022/11/ultrapress-blue-2.pngThorsten2022-11-30 13:01:462023-11-24 15:27:10Warum Du als Solopreneur kein Startup gründen solltest
Wenn ja, ging es dabei wahrscheinlich um die Einwerbung von Investorengeldern oder die Zusage zu einem Kredit oder irgendwas in der Art zum Starten Deines Business´.
Hoffentlich hat es geklappt! Aber was war los, als Du Dein Business dann wirklich gestartet hast?
Hast Du täglich den Businessplan zur Hand genommen, und geschaut: Na, was müssen wir denn heute unserem Plan zufolge tun?
Nein?
Hab´ ich mir gedacht. Höchstwahrscheinlich landete der Businessplan irgendwo in einer der untersten Schubladen Deines Büros. Und da gehört er auch hin!
Warum das so ist, und wie Planung besser funktonieren kann, das will ich in diesem Artikel einmal durchleuchten.
Business-Poesie für externe Kapitalgeber
Wer einen Businessplan schreibt, macht das in erster Linie nicht für sich selbst, sondern für eine ganz bestimmte Adressatengruppe: Potenzielle Investoren.
Und um denen den Mund wässrig zu machen, gerät ein Businessplan sehr leicht zu einem Gebilde aus blumigen Formulierungen der Business-Poesie und nebulösen Zahlen. Bullshit-Bingo lässt grüßen. Alles soll möglichst kompetent klingen und natürlich grooooooooß.
Verständlich ist das irgendwie schon, denn ein Businessplan ist so gesehen auch eine Art Marketing-Tool bei der Akquise externen Kapitals. Und Marketing muss nun mal nicht zwingend auf Sachlichkeit und Klarheit bauen. Der Wurm soll schließlich dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Excel-Orgien der Kaffeesatzleserei
Man hat Marktanalysen gegoogelt, Marktanteile kalkuliert und schreibt nun die tollsten Zahlen daraus in sein 30-Seiten-Pamphlet. Umfangreiche Statistiken und Umsatzplanungen über fünf Jahre werden detailliert dargelegt.
In hübsch aufbereiteten Excel-Tabellen versucht dieser Wust an Zahlen Planungssicherheit zu suggerieren, um die schönen Worte des Businessplans scheinbar solide zu untermauern.
Leider steckt in vielen dieser Tabellen ein ordentliches Maß an Kaffeesatzleserei.
Die Zahlenkolonnen und Diagramme können äußerlich noch so schön sein, sie sind zwangsläufig immer mit etlichen Unbekannten gespickt.
Agiler Planungsansatz besser geeignet
Nicht nur das Zahlenkonstrukt eines Businessplans, auch die konkreten Planungen selbst – so sie denn wirklich auch konkret beschrieben werden – sind relativ statisch. Wer mag gegenüber potenziellen Investoren auch schon zugeben, dass es gewisse Unsicherheiten gibt, die möglicherweise ein Umsteuern nach kurzer Zeit erzwingen?
So verschwinden Businesspläne nach meiner Erfahrung nach den Präsentationen meist in den untersten Schubladen eines Startups. Ein tagtägliches Arbeiten als Planungsgrundlage ist damit einfach nicht praktikabel.
Planung braucht natürlich Ziele, eine Art Vison, an der sich alle Beteiligten ausrichten können, ganz klar. Und Planung braucht ebenso detailliert beschriebene Handlungsschritte. Aber Planung muss auch so flexibel sein, dass man Dinge an Gelerntes anpassen kann.
Als ich UltraPress per Bootstrapping gestartet hatte, steckte ich so einige Tage (und vor allem Abende) in die Planung. Nur einen klassischen Businessplan habe ich nicht aufgestellt. Hätte ich einen solch statischen Plan versucht zu schreiben, und hätte ich mich in den Folgemonaten starr daran gehalten, wäre ich kaum in der Lage gewesen, laufend Anpassungen vorzunehmen, und das Geschäftsmodell zu entwickeln.
Wertvoller als jede Marktanalyse waren für mich die realen Erkenntnisse aus dem Agieren im Markt:
Welche Marketing-Kanäle funktionieren, welche nicht?
Was sind die realen Marketingkosten pro Verkauf?
Wie verhalten sich die User auf meiner Website?
Welche Arten von Produkten oder Services laufen gut, welche nicht?
… und so weiter, und so fort.
All dies sind Erkenntnisse, die mir kein Businessplan hätte sagen können, die aber notwendig waren, um UltraPress richtig zu justieren.
Schneller Markteintritt für echte Erkenntnisse
Ein Businessplan ist eigentlich kein richtiger Plan, denn mal ehrlich: Wenn es wirklich etwas zu planen gibt, egal ob für ein rein privates Projekt oder ein größeres Unternehmensprojekt – wer würde als Projektbasis für sich 30 A4-Seiten volltexten?
Kaum jemand, denn beim Planen sind in allererster Linie zwei Dinge im Vordergrund:
Erstens: Das Ziel oder die Vision meines Projektes, und
Zweitens: Die konkreten Schritte dorthin
Und wenn man bedenkt, dass – je nach Studie – 90 oder mehr Prozent aller Innovationen im Markt scheitern, warum soll man Monate an einem Plan rumdoktern, der aller Wahrscheinlichkeit nach kurz nach dem Umsetzungsstart obsolet sein wird oder zumindest umgemodelt werden muss?
Denn Schuld am Scheitern von Innovationen sind sicher nicht die schlechten Pläne, sondern ganz einfach die Unsicherheit des Marktes, und die wird man kaum eliminieren können.
Wer diese Marktunsicherheit irgendwie in den Griff kriegen oder eindämmen will, sollte sich zwar logischerweise mit gewissen Marktzahlen im Vorfeld beschäftigen, aber viel erkenntnisreicher wird sein, ganz real in den Markt zu gehen, um seine Idee dort zu testen und nach und nach anzupassen.
Lean Startup ermöglicht rollierende Planung
Der Ansatz, möglichst schnell in den Markt zu gehen, ist Teil der sogenannten Lean Startup Methode. Man startet mit einem minimal funktionsfähigen Produkt (MVP), erhält damit Feedback aus dem Markt von echten Kunden, und kann so sein Produkt nach und nach anpassen.
Diese Art von rollierender Planung ist somit nie komplett, sondern verläuft parallel zu den konkreten Schritten und wird immer neu justiert.
Das darf selbstverständlich nicht in Beliebigkeit abdriften. Die Planung muss sich von den anfangs gesteckten Zielen leiten lassen, aber ebenso die Learnings aus dem Markt einfließen lassen.
Müssen aufgrund der Markt-Erkenntnisse Maßnahmen und Strategien neu ausgerichtet werden, sind das in meinen Augen keine Anzeichen für Planungsfehler, sondern ganz pragmatische Anpassungen. Würde ich starr an einem Konzept verharren, nur um beweisen zu wollen, dass es exakt so richtig ist, wie ich es ganz zu Anfang gesehen hatte, wäre ich bekloppt, da ich lauter Chancen vergeben würde.
Fazit
Businesspläne nerven, weil sie oft nur ein Konglomerat aus wohlklingender Business-Poesie sind, angereichert mit einem Haufen Zahlen, die auf tönernden Füßen stehen.
Allerdings ist die reine Methode „Lean Startup“ allein natürlich auch noch kein wirklicher Plan für die tagtägliche Arbeit. Und ohne Plan ist auch Mist. Auch wer sich ohne Eigenkapital selbständig macht (also keinen Businessplan zur Akquise von Investoren benötigt), bruahct einen praktikablen Plan.
Klar ist, ein solcher Plan als Ersatz für den klassischen Businessplan muss handlungsorientiert sein, das heißt kein verbales Rumgeschwurbel, sondern klare Todo´s, die auf bestimmte Ziele hinführen.
https://ultrapress.de/wp-content/uploads/2019/12/businessplan-scaled-1.jpeg9241232Thorstenhttps://ultrapress.de/wp-content/uploads/2022/11/ultrapress-blue-2.pngThorsten2022-11-30 12:59:072024-06-14 14:03:58Warum der Businessplan nervt, und was beim Bootstrapping wirklich zu planen ist
Der Solopreneur als Variante des Gründers ist immer mehr im Kommen.
Denn nie war es einfacher als heute, ein eigenes Startup auf die Rampe zu schieben – auch als One-Man-Show. Dabei muss „One-Man-Show“ nicht gleich Freelancer heißen, es kann eben auch der Solopreneur sein.
Nicht zuletzt durch die jährlich stattfinden Solopreneur-Days wurde das Konzept des Solopreneurs in der Gründerszene immer populärer.
Grund genug einmal zu schauen, was es eigentlich mit dieser Art des Gründens auf sich hat.
Die Definition: Was ist ein Solopreneur?
Es geht um einen Gründer, („Entrepreneur“), der sein Geschäft allein („Solo“) auf die Beine stellt.
Das reine Wort lässt sich also recht leicht entschlüsseln.
Solopreneur als Form der Selbständigkeit ist heute abseits der Gründerszene zwar noch ziemlich unbekannt. Das Wort Solopreneur bringt jedoch Kontur in ein unternehmerisches Konzept, das für immer mehr Gründer eine realistische Perspektive darstellt, das viele erahnen, häufig aber erst erfassen, wenn es ausgesprochen wird.
Geht es in Startup-Medien meist um Teams, zeigt der Solopreneur, wie es genau anders herum geht. Solo ist nicht nur möglich, sondern in vielen Fällen auch ratsam.
Abseits der Konzernwelt und aller klassischen Firmen und Selbständigen gibt es immer mehr Gründer, die mit einem schlanken Unternehmenskonstrukt erfolgreich durchstarten.
Der Solopreneur als Gegenmodell zur klassischen Firma
Solopreneure brauchen keine massigen Unternehmensapparate mit großem Wasserkopf. Leichtbaukonstruktionen sind stattdessen das Leitbild für Solo-Gründer, wenn es um den Aufbau des Geschäfts geht.
Solopreneure setzen stark auf neue digitale Möglichkeiten einer Unternehmensorganisation, die sich erst in den letzten Jahren herausgebildet haben. Sie bauen mittels digitaler Infrastrukturen schlanke Prozesse und steuern ihre Geschäfte ortsunabhängig.
„Solo“ muss aber nicht gleich klein bedeuten. Denn Solopreneure agieren nach außen wie klassische Firmen.
Das Wort „Firma“ ist jedoch streng genommen irreführend, weil viele sich darunter Gebäude in Gewerbegebieten, Firmenwagen, 9-to-5-Angestellte und tropfende Kaffeemaschinen vorstellen. All das ist bei einem Solopreneur in der Regel nicht vorhanden.
Okay, die tropfende Kaffeemaschine vielleicht schon ;-)
Solopreneure sind keine Startups
Der Solopreneur ist kein Startup im eigentlichen Sinne.
Zudem ist das klassische Startup oft schon von Anfang an auf einen Exit fokussiert. Der Solopreneur hingegen baut sich ein nachhaltiges Business, das seine materielle Lebensgrundlage bildet.
Was unterscheidet den Solopreneur vom Freelancer?
Eigene Produkte statt fremder Projekte
Der Soloprenuer agiert nicht im Stile eines Freelancers, der stundenweise die eigene Zeit verkauft. Sondern er macht das, was klassische Unternehmen auch tun, nur eben allein: Er entwickelt eigene Produkte, Dienstleitungen, Prozesse und Marken.
Ein weiterer Vorteil: Solopreneure bestimmen so selbst das Tempo ihrer Arbeit selbst. Freelancer hingegen hängen immer am Projektfortschritt beim Kunden.
Mehr Generalist als Spezialist
Freelancer bauen in der Regel auf eine bestimmte Fähigkeit, wie zum Beispiel Design oder Programmierung, mit der sie zeitweise bei verschiedenen Unternehmen anheuern. Der Solopreneur hingegen baut ein eigenes Unternehmen auf und muss daher mehr Generalist sein.
Er beschäftigt sich daher mit den gleichen Aufgaben wie andere Unternehmensgründer auch. Allerdings baut er sich kein Team innerhalb seines Unternehmens auf.
Stattdessen arbeitet der Solopreneur mit einem Netzwerk aus anderen Unternehmen, Freelancern oder Solopreneuren zusammen.
Sein Unternehmen lebt also von ihm als Gründer und Chef sowie von verschiedenen Partnern, mit denen er kooperiert.
Kaum Kundenkontakt
Solopreneure müssen dafür sorgen, dass ihr Business funktioniert und wächst. Zu Beginn umfasst dies meist auch den direkten Kontakt mit Kunden so wie beim Freelancer.
Mit der Zeit sollte sich der Solopreneur jedoch Schritt für Schritt aus dem Kundenkontakt zurückziehen, damit er sich auf das Steuern seines Unternehmens konzentrieren kann.
Solopreneur-Business ist skalierbar
Skalierbar sollte das Geschäftsmodell des Solopreneurs auf jeden Fall sein. Und das hat viel mit dem vorigen Punkt zu tun. Denn wenn jeder Umsatzzuwachs wie beim Freelancer nur mit mehr Arbeitseinsatz oder mit höheren Preisen erlangt werden kann, stößt man relativ schnell an seine Grenzen.
Der Freelancer gibt beispielsweise Unterricht auf Honorarbasis. Der Solopreneur kann das gleiche Thema bearbeiten und auch Wissen vermitteln, aber mit einem volkommen unterschiedlichen Ansatz. Er würde zum Beispiel Online-Kurse oder Ebooks verkaufen, die seine Zeit nur einmal (in der Erstellung und Vermarktung) beanspruchen.
Während Freelancer beim Verkauf Ihrer Arbeitsstunden also grundsätzlich zeitlich limitiert sind, sind beim Solopreneur nach oben keine Grenzen gesetzt. So kann sein Business wachsen, ohne dass er mehr arbeiten muss.
Beispiel Webdesigner: Zunächst macht sich dieser einen Namen mit seiner eigenen Arbeit. Macht er das gut, und versteht er neben seinem Handwerk anscheinend auch für sich zu werben. Und so hat er im Idealfall irgendwann mehr Aufträge, als er selbst abarbeiten kann.
Wenn er jetzt nicht stehenbleiben will, sucht er sich Partner, Leute die ihm bestimmte Teile der Arbeit abnehmen, die ihm assistieren. Auf diesem Wege schafft sich der ehemalige Freelancer sozusagen seine eigene virtuelle Agentur als Solopreneur.
Wie gründet der Solopreneur?
Solopreneure gründen per Bootstrapping
Ein großer Vorteil von Ein-Mann(oder-Frau)-Firmen und Kleinunternehmen liegt darin, dass man zunächst mal keinen großen finanziellen Overhead, also nur sehr geringe Fixkosten hat.
Im Bootstrapping-Stil sind Kredite und langlaufende Verträge grundsätzlich zu meiden. Zugunsten einer Vernetzung mit flexiblen Komponenten, die alle erforderlichen Prozesse abdecken und das Business manövrierfähig halten.
Das sollte jedoch nicht dazu verleiten, überhaupt kein Geld ausgeben zu wollen. Denn so schön auch die Fantasien vom sich 100.000-fach selbst verbreitenden viralen Youtube-Spot sind: Marketing kostet nach wie vor Geld. Und darin sollte auch der Solopreneur investieren.
Solopreneure gründen unabhängig
Ganz im Sinne des Konzepts „Gründen mit Komponenten“ erschafft sich der Solopreneur sein ganz individuelles Unternehmenskonstrukt. Aus seinem Netzwerk bezieht er Leistungen, die er für das Funktionieren seines Unternehmens benötigt.
Vom Erstellen seiner Website über das Führen der Buchhaltung bis hin zur physischen Produktion passiert alles, was er nicht selbst in die Hand nimmt, ausgelagert. Er selbst hat genug damit zu, all dies zu koordinieren.
Neben den Dienstleistern nutzt der Solopreneur idealerweise Online-Tools, um sein Unternehmen zu organisieren.
Der große Luxus, den sich der Solopreneur mit seiner Art des Unternehmenskonstrukts erarbeitet, heißt Unabhängigkeit.
Dabei ist er auf seine Partner unbedingt angewiesen. “Unabhängig sein” darf nicht verwechselt werden mit “Alles selber machen”. Ansonsten findet sich der fleißige Solopreneur schnell als Hamster in der eigenen Tretmühle wieder.
Ob Newsletter-Versand, Social Media oder digitale Aktivitäten, so viel wie möglich sollte man automatisieren.
Per Collaboration-Tools wie GoogleDocs oder Dropbox lässt sich immer leichter mit anderen im Netzwerk zusammenarbeiten. Dazu kommen VOIP-Services und andere Kommunikationstools, mit denen auch die kleinste Firma nach außen hin auf gleicher Augenhöhe mit alteingesessenen Platzhirschen auftreten kann.
Einfach, flexibel und relativ kostengünstig lassen sich diverse Standard-Aufgaben des Solopreneurs outsourcen. Was ansonsten klassische Zeitfresser sind, wird ins Netzwerk ausgelagert.
Outsourcing-Partner des Solopreneurs können dabei große Unternehmen sein, die zum Beispiel die Produktion übernehmen, um Produktideen umzusetzen. Auf der anderen Seite sind es oft auch eine Handvoll Freelancer oder andere Solopreneure, mit denen der Solopreneur regelmäßig zusammenarbeitet.
Solopreneure gründen flexibel
Im Gegensatz zu großen Konzernen hat man als Solopreneur wie generell kleinere Unternehmen, den Vorteil, schnell und flexibel auf neue Chancen eingehen zu können. Lange Diskussionen in Meetings und andere Verzögerungen von Entscheidungen gibt es normalerweise nicht.
Zum Leben reicht dem Solopreneur möglicherweise aber auch ein relativ kleines Unternehmen in einer Mini-Nische. Relativ naheliegend ist es, sogenannte Nischen-Websites aufzubauen, mit denen man über Partnerprogramme, Google AdSense oder ähnliche Quellen seine Erlöse einfährt.
Letztlich macht man dabei eine Art Werbe-Website, und lebt von den Werbeeinnahmen. Das kann in bestimmten Nischen sicher ganz reizvoll sein, erfordert allerdings in jedem Fall recht tiefes Fachwissen in Sachen SEO.
Baut der Solopreneur sein Unternehmenskonstrukt geschickt auf, stößt mit dem richtigen Marketingansatz in schnell wachsende Märkte, so kann er ebenso ein Unternehmen bauen, das von der Größe her normalerweise in irgendwelchen Gewerbegebieten residieren würde.
Dank seiner leichtgewichtigen Organisation kann er es aber vollkommen ortsunabhängig führen, gerade wenn es in erster Linie um digital zu organisierende Arbeit geht. Also: Warum nicht auch mit den Großen pinkeln?
Solopreneure müssen auch mal rausgehen
Man muss ja nicht den ganzen Tag mit dem Businessplan unterm Arm rumrennen, allerdings sollte man unbedingt jederzeit vor Augen haben, wo man eigentlich hin will. Der Weg dahin und die Mittel dafür können sich schon ab und an ändern, nur das Ziel gehört klar anvisiert.
Gerade als Solopreneur ist das nicht immer so leicht, wenn man kein festes Team ständig um sich hat.
Einige Solopreneure bleiben tagein tagaus in ihrem Homeoffice mit der Selbstentschuldigung, sie müssten ja arbeiten. Auf die Dauer könnte dieser Homeoffice-Käfig jedoch gefährlich werden.
Daher solltest Du als Solopreneur auch immer mal wieder rausgehen. Sei es ein Treffen mit Kunden, sei es ein Treffen mit Partnern, oder sei es der Solopreneur Day. Das erhöht nicht nur den Stapel der Visitenkartensammlung, sondern bringt einen ebenso auf neue Geschäftsideen.
Warum gibt es künftig immer mehr Solopreneure?
Warum ist die Zeit gerade jetzt überhaupt so günstig für Solopreneure, oder auch generell für ortsunabhängig agierende Teams?
Der Nährboden für solche Arten von Arbeitsmodellen ist gerade besonders gut, weil sich einfach digitales Arbeiten als reale Einkommens- und Lebensader für immer mehr Leute etabliert.
Auf dem Solopreneur Day
Wenn man dann noch überlegt, welchen Aufwand man ohne Online-Kanal früher in Sachen Werbung betreiben musste: Printanzeigen gestalten lassen und teuer bezahlen, ganz zu schweigen vom Massenkanal TV. Jetzt lässt sich Werbung wirklich relativ leicht organisieren.
Seien es Adwords, SEO-Maßnahmen Oder Social-Media-Aktionen, die allermeisten Werbemöglichkeiten sind für jedes Budget offen, man kann in den meisten Fällen ausgiebig testen, und vor allem:
Der Solopreneur kann das alles selbst organiseren.
Ein Plädoyer für den Solopreneur
Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg haben dem Solopreneur ein eigenes Buch* gewidmet: „Solopreneur“ heißt es sinnigerweise.
Über 12 Kapitel zeigen die beiden, weshalb sie den Solopreneur für die taktisch sinnvollste Aufstellung halten und geben dabei neue Denkanstöße für Gründer und etablierte Selbständige.
Die „Solopreneur“-Autoren Ehrenfried und Brigitte Conta-Gromberg
Sie ermutigen Selbständige und angehende Gründer zum Solopreneurship und dem „single handed business“. Dazu eröffnen die Autoren Perspektiven, um Unternehmen zu erschaffen, die komplett anders aussehen, als es die Industrie- und Handelskammer oder das klassische BWL-Studium lehren.
Das Buch erklärt, wie Solopreneure arbeiten und was sie erfolgreich macht. Dazu gibt es mit über 20 Solopreneur-Fallbeispielen Einblick in eine wachsende Szene. In dieser Szene identifizieren sie unterschiedliche Solopreneur-Typen und zeigen, welche grundlegenden taktischen Aufstellungen es gibt.
„Solopreneur“ als Taschenbuch
Daneben handelt Solopreneur auch vom richtigen Mindset des Solopreneurs, und wie Du Deine eigene Solopreneur-Rolle findest. Schließlich steht nicht nur das reine Business im Vordergrund, es geht den Conta-Grombergs auch darum, Leben und Arbeit in eine gute Balance zu bringen.
Ihr Plädoyer pro Solopreneur bauen sie auf diese Thesen:
Alleine bist Du schneller am Ziel.
Alleine kannst Du flexibler Dein Leben und Dein Business in Einklang bringen.
Solopreneurship ist die leichte Form des Unternehmertums.
Solo ist heute einfacher den je.
Solo kannst Du schneller Angebote schaffen, die zu Dir passen.
Photo by Helena Lopes from Pexels
https://ultrapress.de/wp-content/uploads/2019/12/solopreneur-scaled-1.jpeg9241386Thorstenhttps://ultrapress.de/wp-content/uploads/2022/11/ultrapress-blue-2.pngThorsten2022-11-30 12:27:582023-11-24 13:14:32Der Solopreneur – Eine Spezies wird besichtigt
Die Lean Startup Methode ist seit dem zugehörigen Buch von Eric Ries ein absoluter Klassiker in der Gründerszene. Startups und Solopreneure gehen mit einem sogenannten „minimum viable product“ (MVP) so schnell wie möglich in den Markt, um ihre Produktideen dort unter realen Bedingungen zu testen.
Mit dieser Methode bekommen sie ungefiltertes Feedback und können ihre Produkte sukzessive verbessern.
Autor Ries hat seine Lean Startup Methode aus der praktischen Arbeit abgeleitet. Er arbeitete vorher in mehreren Unternehmen und beobachtete die Fehler bei Innovationen.
Ein entscheidender Fehler lag darin, dass Kundenwünsche zu wenig berücksichtigt wurden. Zudem wurde zu viel Zeit und zu viele Ressourcen in zu komplexe Produktideen investiert. Anpassungen an Kundenwünsche waren so kaum möglich.
Wie die Lean Startup Methode demgegenüber nun genau funktioniert, darum geht´s in diesem Beitrag.
Der Zyklus der Lean Startup Methode
Ries empfiehlt für neue Produkte oder Startups einen Innovationsprozes im Wechselspiel zwischen Kunden, einem Problem sowie dessen Lösung, beginnend mit einem minimal akzeptablen Produkt („minimum viable product“ = „MVP“):
Minimal Viable Product (MVP)
Entwickle ein Produkt mit minimalem Umfang, also eines, das möglichst schnell auf den Markt gebracht werden kann. Ein Produkt ohne Extras, ohne Sonderausstattung oder sonstigen Hokuspokus.
Man konzentriert sich auf die absolute Kernfunktion des Produkts. Es geht also um ein gerade so brauchbares Produkt, das man sofort am Markt testen kann.
Dabei muss das MVP in seiner minimalen Form keineswegs komplett funktionsfähig sein. Es genügt im Zweifel auch ein Design, das das fertige Produkt simuliert. Wenn im Backend anfangs noch improvisiert wird, kann es den ersten Kunden in der Regel egal sein.
Auch kann Rapid Prototyping eine Lösung sein. Dabei wird ein (meist) technisches Produkt zum Beispiel mit einem 3D-Drucker hergestellt, um es potenziellen Kunden zu präsentieren.
Schnell in den Markt und Feedback umsetzen
Teste jetzt die Produktidee im Markt mit realen Usern oder Kunden. Die Phase für die Konzeption wird möglichst kurz gehalten. Startups brauchen keinen perfekten Plan, sondern einen der funktioniert.
Geschwindigkeit ist Trumpf, damit eine Beta-Version oder ein Prototyp auf den Markt kommen kann.
Damit wird sich schnell zeigen, ob und wie eine Produktidee im Markt ankommt, ohne viel Kapital zu verpulvern. Beobachte dabei haargenau die entscheidenden Parameter, wie Klickraten, Kauf-Conversions etc..
Eric Ries
Für Ries spielen in dieser Phase Ansätze wie Sales Funnel oder A/B-Tests eine große Rolle, die als statistische Zahlenbasis für die Tests und Anpassungen im nächsten Schritt dienen.
Dabei ist besonders wichtig, den Wachstumsmotor eines Startups oder eines Produkts zu identifizieren, also die Parameter, die letztlich entscheidend sind für das weitere Wachstum.
Die reine Beobachtung des Umsatzes zum Beispiel zeigt in vielen Fällen nur eine Art End-Symptom. Umsatzzuwächse sind zwar toll, beweisen aber noch nicht, dass ein Geschäftsmodell besser wird. Verantwortlich für´s Wachstum können eher andere Größen sein, wie Marketingkosten pro Neuanmeldung und/oder Kundenwert.
Product Market Fit
Verbessere das Produkt, und teste die neue Version.
Dann geht´s wieder bei Nummer 1 los, bis man irgendwann einen Produkt-Markt-Fit erreicht, also das Problem der Kunden optimal löst.
Das Prozedere klingt ziemlich einleuchtend und erinnert ein wenig an die Empfehlung des Grandseigneurs der weltweiten Startup-Szene Guy Kawasaki:
Churn, Baby, churn!
Lean Startup passt gut zum Gründen ohne Kapital
Kein oder wenig externes Kapital
Die Akquise von externem Kapital kann ziemlich zeitaufwändig sein. Insgesamt kommen die wenigsten Startups für den kompletten Prozess vom Businessplan bis zur Freigabe des Kapitals durch den VC mit weniger als sechs Monaten aus. Schneller geht´s vielleicht beim Crowdinvesting. Zeit und Arbeit muss aber auch in diese Art der Kapitalbeschaffung gesteckt werden.
Diese Zeit nutzen Teams oder Solo-Gründer mit der Lean Startup Methode anders. Mit wenig oder ohne Eigenkapital geht es an den Start. Der schnelle Launch ist für sie immer die bessere Alternative, wenn er ohne externes Geld machbar ist.
Venture Capital kann dann im nächsten Schritt immer noch reingeholt werden, wenn zwei Bedingungen erfüllt sind:
Der Proof of Concept ist erbracht. Das Geschäftsmodell funktioniert also.
Es fließen Umsätze (was meist mit dem Proof of Concept einhergeht). So ist man gegenüber den VCs deutlich unabhängiger und in besserer Verhandlungsposition.
Wenig Ressourcen verschwenden
In der ersten Startup-Welle der Online-Welt, also Ende der 1990er Jahre geisterte vielerorts ein ziemlich wahnwitzer Begriff herum: Die Cash Burn Rate. Das war sozusagen der Gradmesser für die Intensität, mit der ein Startup sein Startkapital verprasste.
Lean Startup läuft genau in die entgegengesetzte Richtung. Es wird an Ressourcen gespart, damit sich alles auf den Launch des minimal viable products fokussiert.
Lean Startup in action: Wie Zalandos Vorbild Zappos den Durchbruch schaffte
Zalando ist einer der großen Player im deutschen E-Commerce. Dass Zalando so erfolgreich ist, hat es jedoch nicht nur seinen einprägsamen Werbekampagnen zu verdanken, sondern vor allem seinem Vorbild aus den USA: Zappos. Hier konnte sich dass deutsche Copycat einiges abgucken.
Zappos zeigt bereits seit Jahren, wie Kundenorientierung im E-Commerce funktioniert, und wie man online etwas verkaufen kann, das die Kunden vor dem Kauf eigentlich am liebsten erstmal anfassen und anprobieren möchten. Mit über einer Milliarde Jahresumsatz ist Zappos einer der kundenfreundlichsten Online-Händler der Welt. Dabei haben die Zappos-Macher im ziemlich überschaubaren Rahmen angefangen.
Wie Zappos genau startete, und was dieser Start mit dem Lean-Startup-Konzept zu tun hat, kann man in Eric Ries‘ Bestseller “Lean Startup“ nachlesen.
Hier ist die Kurzfassung:
Zappos Gründer Nick Swinmurn hatte Ende der 90er Jahre die Vision einen Online-Shop für Schuhe mit einer Riesenauswahl aufzubauen, die in dem Ausmaß im stationären Einzelhandel nicht geboten werden kann.
Zur Umsetzung der kompletten Vision wären auf dem klassischen Wege eine ganze Reihe von Details zu konzipieren gewesen: Angefangen vom Lieferantennetzwerk über die Warenlogistik bis zum kompletten Aufbau des anspruchsvollen Online-Shops. Swinmurn entschied sich jedoch für den Lean-Startup-Ansatz.
Zwar gab es das Schlagwort “Lean Startup“ seinerzeit noch nicht, allerdings entsprach Swinmurns Vorgehensweise so ziemlich genau dem Konzept, das derzeit von Eric Ries weltweit propagiert wird.
Womit fing Zappos also an?
Lean Startup Methode bei Zappos
Zum Start seiner Tests ging Gründer Swinmurn ganz einfach in verschiedene Schuhgeschäfte und fotografierte mit Erlaubnis der Inhaber deren Schuhe. Die Bilder nutzte er als Online-Produktfotos, die er in einem rudimentären Webshop präsentierte.
Das war gemäß des Lean Startup Konzepts sozusagen sein “minimal viable product“, das minimal funtionsfähige Produkt.
Bestellte nun ein Kunde ein Paar Schuhe, kaufte er genau dieses Paar in dem entsprechenden Laden, und schickte es dem Kunden.
Unterm Strich zahlte er so natürlich bei jeder Order drauf, aber in dieser Phase ging es auch gar nicht um Gewinne. Stattdessen ging es schlicht darum, zu testen, ob die Kunden ein Online-Angebot für Schuhe überhaupt annehmen, und wie sie sich darin verhielten. Annahmen überprüfen, Erfahrungen und Zahlen sammeln, eine Art Feldversuch also.
Learnings für die große Lösung
Dabei konnte Zappos unterschiedlichste Testläufe für alle möglichen Geschäftsprozesse machen. Beispielsweise sammelte das Startup erste Erfahrungen mit Retourenmanagement, Kundenberatung oder Zahlungsabwicklung.
Im klassischen Ansatz hätte ein Konzern vielleicht Marktforschung betrieben. Zappos testete lieber live mit wenigen, aber dafür echten Kunden.
So ließen sich neben rein quantitativen Messgrößen (z.B. Retourenquote) auch Erkenntnisse über die Wünsche von Online-Schuh-Käufern in Erfahrung bringen. Es konnten unvorhergesehene Kundenfeedbacks in die weitere Planung miteinbezogen werden, an die man bei einer reinen Befragung möglicherweise gar nicht gedacht hätte.
Und man wusste durch das gewonnene Zahlenmaterial viel genauer, wie viele Kunden überhaupt erforderlich waren, wo also die kritische Masse lag, damit ein solches Shop-Konzept schwarze Zahlen schreiben kann.
All diese Erkenntnisse und Zahlen wurden schließlich zu unersetzlichen Wegweisern beim Umsetzen des Konzept im großen Maßstab. Die Wahrscheinlichkeit, dabei an der Realität vorbei zu planen, war extrem reduziert.
So legte das Unternehmen in den Folgejahren einen wahnsinnigen Siegeszug hin und wurde 2009 für 1,2 Milliarden Dollar an Amazon verkauft.
Hut ab, würde ich sagen!
Dropbox ist übrigens auch eines der bekannteren Unternehmen, die Lean Startup einsetzten. Auf der Lean-Startup-Website berichtet Gründer Drew Houston, dass er nach der Lektüre von Eric Ries’s Blog dessen Prinzipien eingesetzt und damit Dropbox von 100.000 Usern in 15 Monaten auf 4.000.000 hochgeschraubt hat.
Das Buch zur Lean Startup Methode von Eric Ries
Lean Startup Autor Eric Ries scheint sehr gründlich zu sein. Mit nahezu wissenschaftlicher Präzision hat er in seinem Buch die Lean Startup Methode entwickelt, die mittlerweile für etliche Startups und Solopreneure als Vorbild-Konzept gilt.
Ich würde Lean Startup daher als absolutes Standardwerk bezeichnen, denn es enthält nicht nur ein Sammelsurium von Tipps, sondern basiert auf auf etlichen Statistiken und geht sehr in die wissenschaftliche Richtung.
Ab und an schießt Ries zwar für meinen Geschmack über´s Ziel hinaus, wenn er das Konzept neben Online Startups auf diverse andere Felder ausweiten will, oder wenn es allzusehr statistisch wird. Grundsätzlich lohnt sich die Lektüre aber auf jeden Fall, wenn man neue Produkte oder Online Projekte launchen will.
Photo by Canva Studio from Pexels
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