Warum der Businessplan nervt, und was beim Bootstrapping wirklich zu planen ist
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Hast Du schon mal einen Businessplan geschrieben?
Wenn ja, ging es dabei wahrscheinlich um die Einwerbung von Investorengeldern oder die Zusage zu einem Kredit oder irgendwas in der Art zum Starten Deines Business´.
Hoffentlich hat es geklappt! Aber was war los, als Du Dein Business dann wirklich gestartet hast?
Hast Du täglich den Businessplan zur Hand genommen, und geschaut: Na, was müssen wir denn heute unserem Plan zufolge tun?
Nein?
Hab´ ich mir gedacht. Höchstwahrscheinlich landete der Businessplan irgendwo in einer der untersten Schubladen Deines Büros. Und da gehört er auch hin!
Warum das so ist, und wie Planung besser funktonieren kann, das will ich in diesem Artikel einmal durchleuchten.
Inhaltsverzeichnis
Business-Poesie für externe Kapitalgeber
Wer einen Businessplan schreibt, macht das in erster Linie nicht für sich selbst, sondern für eine ganz bestimmte Adressatengruppe: Potenzielle Investoren.
Und um denen den Mund wässrig zu machen, gerät ein Businessplan sehr leicht zu einem Gebilde aus blumigen Formulierungen der Business-Poesie und nebulösen Zahlen. Bullshit-Bingo lässt grüßen. Alles soll möglichst kompetent klingen und natürlich grooooooooß.
Verständlich ist das irgendwie schon, denn ein Businessplan ist so gesehen auch eine Art Marketing-Tool bei der Akquise externen Kapitals. Und Marketing muss nun mal nicht zwingend auf Sachlichkeit und Klarheit bauen. Der Wurm soll schließlich dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Excel-Orgien der Kaffeesatzleserei
Man hat Marktanalysen gegoogelt, Marktanteile kalkuliert und schreibt nun die tollsten Zahlen daraus in sein 30-Seiten-Pamphlet. Umfangreiche Statistiken und Umsatzplanungen über fünf Jahre werden detailliert dargelegt.
In hübsch aufbereiteten Excel-Tabellen versucht dieser Wust an Zahlen Planungssicherheit zu suggerieren, um die schönen Worte des Businessplans scheinbar solide zu untermauern.
Leider steckt in vielen dieser Tabellen ein ordentliches Maß an Kaffeesatzleserei.
Die Zahlenkolonnen und Diagramme können äußerlich noch so schön sein, sie sind zwangsläufig immer mit etlichen Unbekannten gespickt.
Agiler Planungsansatz besser geeignet
Nicht nur das Zahlenkonstrukt eines Businessplans, auch die konkreten Planungen selbst – so sie denn wirklich auch konkret beschrieben werden – sind relativ statisch. Wer mag gegenüber potenziellen Investoren auch schon zugeben, dass es gewisse Unsicherheiten gibt, die möglicherweise ein Umsteuern nach kurzer Zeit erzwingen?
So verschwinden Businesspläne nach meiner Erfahrung nach den Präsentationen meist in den untersten Schubladen eines Startups. Ein tagtägliches Arbeiten als Planungsgrundlage ist damit einfach nicht praktikabel.
Planung braucht natürlich Ziele, eine Art Vison, an der sich alle Beteiligten ausrichten können, ganz klar. Und Planung braucht ebenso detailliert beschriebene Handlungsschritte. Aber Planung muss auch so flexibel sein, dass man Dinge an Gelerntes anpassen kann.
Als ich UltraPress per Bootstrapping gestartet hatte, steckte ich so einige Tage (und vor allem Abende) in die Planung. Nur einen klassischen Businessplan habe ich nicht aufgestellt. Hätte ich einen solch statischen Plan versucht zu schreiben, und hätte ich mich in den Folgemonaten starr daran gehalten, wäre ich kaum in der Lage gewesen, laufend Anpassungen vorzunehmen, und das Geschäftsmodell zu entwickeln.
Wertvoller als jede Marktanalyse waren für mich die realen Erkenntnisse aus dem Agieren im Markt:
- Welche Marketing-Kanäle funktionieren, welche nicht?
- Was sind die realen Marketingkosten pro Verkauf?
- Wie verhalten sich die User auf meiner Website?
- Welche Arten von Produkten oder Services laufen gut, welche nicht?
- … und so weiter, und so fort.
All dies sind Erkenntnisse, die mir kein Businessplan hätte sagen können, die aber notwendig waren, um UltraPress richtig zu justieren.
Schneller Markteintritt für echte Erkenntnisse
Ein Businessplan ist eigentlich kein richtiger Plan, denn mal ehrlich: Wenn es wirklich etwas zu planen gibt, egal ob für ein rein privates Projekt oder ein größeres Unternehmensprojekt – wer würde als Projektbasis für sich 30 A4-Seiten volltexten?
Kaum jemand, denn beim Planen sind in allererster Linie zwei Dinge im Vordergrund:
- Erstens: Das Ziel oder die Vision meines Projektes, und
- Zweitens: Die konkreten Schritte dorthin
Und wenn man bedenkt, dass – je nach Studie – 90 oder mehr Prozent aller Innovationen im Markt scheitern, warum soll man Monate an einem Plan rumdoktern, der aller Wahrscheinlichkeit nach kurz nach dem Umsetzungsstart obsolet sein wird oder zumindest umgemodelt werden muss?
Denn Schuld am Scheitern von Innovationen sind sicher nicht die schlechten Pläne, sondern ganz einfach die Unsicherheit des Marktes, und die wird man kaum eliminieren können.
Wer diese Marktunsicherheit irgendwie in den Griff kriegen oder eindämmen will, sollte sich zwar logischerweise mit gewissen Marktzahlen im Vorfeld beschäftigen, aber viel erkenntnisreicher wird sein, ganz real in den Markt zu gehen, um seine Idee dort zu testen und nach und nach anzupassen.
Lean Startup ermöglicht rollierende Planung
Der Ansatz, möglichst schnell in den Markt zu gehen, ist Teil der sogenannten Lean Startup Methode. Man startet mit einem minimal funktionsfähigen Produkt (MVP), erhält damit Feedback aus dem Markt von echten Kunden, und kann so sein Produkt nach und nach anpassen.
Diese Art von rollierender Planung ist somit nie komplett, sondern verläuft parallel zu den konkreten Schritten und wird immer neu justiert.
Das darf selbstverständlich nicht in Beliebigkeit abdriften. Die Planung muss sich von den anfangs gesteckten Zielen leiten lassen, aber ebenso die Learnings aus dem Markt einfließen lassen.
Müssen aufgrund der Markt-Erkenntnisse Maßnahmen und Strategien neu ausgerichtet werden, sind das in meinen Augen keine Anzeichen für Planungsfehler, sondern ganz pragmatische Anpassungen. Würde ich starr an einem Konzept verharren, nur um beweisen zu wollen, dass es exakt so richtig ist, wie ich es ganz zu Anfang gesehen hatte, wäre ich bekloppt, da ich lauter Chancen vergeben würde.
Fazit
Businesspläne nerven, weil sie oft nur ein Konglomerat aus wohlklingender Business-Poesie sind, angereichert mit einem Haufen Zahlen, die auf tönernden Füßen stehen.
Allerdings ist die reine Methode „Lean Startup“ allein natürlich auch noch kein wirklicher Plan für die tagtägliche Arbeit. Und ohne Plan ist auch Mist. Auch wer sich ohne Eigenkapital selbständig macht (also keinen Businessplan zur Akquise von Investoren benötigt), bruahct einen praktikablen Plan.
Klar ist, ein solcher Plan als Ersatz für den klassischen Businessplan muss handlungsorientiert sein, das heißt kein verbales Rumgeschwurbel, sondern klare Todo´s, die auf bestimmte Ziele hinführen.
Bildquelle: Neydt @ stutterstock / energepic.com from Pexels
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